Unternehmensanleihen
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Definition: Was sind Unternehmensanleihen?
Unternehmensanleihen (engl. corporate bonds) sind Schuldverschreibungen in Form von Wertpapieren, die von Unternehmen ausgegeben werden, um sich Fremdkapital für ihre Geschäftstätigkeiten, Investitionen oder Expansionen zu beschaffen.
Im Gegenzug verpflichten sich die Unternehmen, den Anleihegläubigern regelmäßige Zinszahlungen (Kupons, Kuponzahlung) zu leisten und das geliehene Kapital am Ende der Laufzeit (Fälligkeit) zurückzuzahlen.
Der Begriff Kupon kommt noch aus der Zeit, in der die Wertpapiere in Papierform ausgegeben wurden. Die Anleihe selbst wurde als Mantel bezeichnet, die Kupons wurden als Bogen beigefügt.
Um die Zinszahlung zu erhalten, wurden die Kupons z.B. mit einer Schere aus dem Bogen geschnitten, bei einer Bank abgegeben und der Gegenwert wurde ausbezahlt.
Verkauf von Anleihen bringt Fremdkapital
Anleihen stellen damit im Bereich der Wertpapiere und der Unternehmensfinanzierung das Gegenüber zu Aktien dar. Der Verkauf von Aktien bringt dem Unternehmen Eigenkapital, der Verkauf von Anleihen hingegen Fremdkapital.
Das Eigenkapital nimmt voll am unternehmerischen Risiko, aber auch am Erfolg der Firma teil, während das Fremdkapital weder Erfolg noch Risiko des Betriebs mitträgt.
So werden im Fall einer Insolvenz Fremdkapitalgeber (= Gläubiger) vorrangig zu den Eigenkapitalgebern (quasi die Miteigentümer der Firma oder des Konzerns) bedient, im Erfolgsfall erhalten sie „nur“ den festgesetzten Zins und bei Fälligkeit das eingesetzte Kapital zurück.
Wegen des festen Zinssatzes werden Anleihen generell auch „Renten“ oder „Rentenpapiere“ genannt. Daher der Begriff Rentenfonds, die im Wesentlichen in Anleihen investieren.
Im Zusammenhang mit Unternehmensanleihen findet er sich allerdings weniger häufig als bei Staatsanleihen. Der synonyme Begriff der Industrieanleihe hingegen ist – v.a. bei Großunternehmen – recht gebräuchlich.
Darüber hinaus sind Options- und Wandelanleihen dem Bereich der Unternehmensanleihen zuzurechnen, wobei die begriffliche Unterscheidung bzw. Klassifizierung nicht immer sauber durchgehalten wird (siehe dazu unten mehr).
Als „emissionsfähig“ für Unternehmensanleihen gelten in Deutschland Großunternehmen mit einem Finanzierungsbedarf ab 100 Millionen EUR, Rechnungslegung nach internationalen Standards und guter Bonität.
Die Emission des Wertpapiers erfolgt entweder direkt durch das Unternehmen (Selbstemission) oder aber durch ein begleitendes und emittierendes Kreditinstitut (Fremdemission). Unterschieden werden kann zusätzlich zwischen Erstemissionen und (späteren) Neuemissionen.
Das Äquivalent dazu bilden die ebenfalls möglichen und gerade auch in Deutschland üblichen Mittelstandsanleihen mit einem Volumen ab bereits 15 Mio. EUR. Sie haben meist eine kürzere Fristigkeit und einen höheren Zinssatz, da ein weniger umsatzstarkes Unternehmen dahinter steht und damit das Ausfallrisiko dieser Anleihen als generell höher eingestuft wird.
Abgrenzung von Unternehmensanleihen zu Staatsanleihen
Innerhalb des Feldes der Anleihen muss deutlich zwischen Staatsanleihen (engl. corporate bonds oder government bonds) und Unternehmensanleihen unterschieden werden. Erstere werden von Staaten ausgegeben, um die Staatsausgaben zu finanzieren, letztere werden von (privat-, aber auch staatswirtschaftlichen) Unternehmen herausgegeben (= emittiert).
Unternehmensanleihen sind generell als riskanter einzustufen als Staatsanleihen, da Staaten im Gegensatz zu Unternehmen in der Regel nicht einfach insolvent (zahlungsunfähig) werden können.
Aktienanleihen (engl. equity linked bonds) hingegen sind im strengen Sinn nicht dem Bereich der Anleihen zuzurechnen. Ihren Namen verdanken sie als strukturierte Finanzprodukte der Tatsache, dass sie einige Züge von Fremdkapital in sich tragen wie etwa eine Kuponzahlung („Zins“). Der Emittent ist hier weder der Staat noch ein Unternehmen, sondern eine Bank oder ein Kreditinstitut. Bei ihnen handelt es sich durch die Verknüpfung von Aktie und „Anleihe“ um eine noch einmal grundsätzlich als riskanter einzustufende Finanzanlage.
Unternehmensanleihen unterliegen in Deutschland wie alle anderen Finanzinstrumente und Wertpapiere der Aufsicht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht /BaFin und den Bestimmungen des Kapitalanlagegesetzbuches / KAGB.
Beispiele wichtiger Industrieanleihen in Deutschland sind die corporate bonds der Volkswagen Group, der BMW Group, von Siemens, der Deutschen Telekom oder auch von BASF.
Die Bedeutung von Unternehmensanleihen für die Finanzierung von Unternehmen
Die Fremdfinanzierung über Unternehmensanleihen hat mittlerweile ein beträchtliches Volumen erreicht.
Waren beispielsweise im Jahr 2000 noch lediglich Unternehmensanleihen (von deutschen Unternehmen) im Wert von 13,5 Mrd. EUR im Umlauf, betrug dieser Wert 2010 bereits 250 Mrd. EUR. Im Jahr 2023 befanden sich entsprechende Wertpapiere im Wert von rd. 441 Mrd. EUR im Umlauf.
Das Wachstum in diesem Segment hat insgesamt nicht mehr den exponentiellen Verlauf wie in den Jahren 2000 bis 2006 oder 2012 bis 2022, das Volumen bewegt sich aber in einem sehr stabilen Rahmen und verzeichnet immer wieder Wachstumsschübe.
Einer der wichtigsten Auslöser dieser Entwicklung ist zum einen schlicht das Geschehen an den Aktienmärkten. Sie sind in aller Regel am unmittelbarsten und schnellsten von weltwirtschaftlichen Ereignissen betroffen und reagieren darauf.
Im Jahr 2007 kamen die Aktienmärkte weltweit an die Grenzen des Zusammenbruchs, als die Immobilienblase in den USA platzte und sogar eine Großbank wie Lehmann Brothers abgewickelt werden musste.
Demzufolge kam es in den Jahren 2008 bis 2010 zu einem sprunghaften Anstieg der Finanzierung durch Unternehmensanleihen, weil die Aktienmärkte durch sehr volatile Zeiten gingen.
Grundlegende Einschnitte ab 2012
Mit dem Jahr 2012 ergibt sich eine weitere Zäsur.
Ab diesem Zeitpunkt griffen nach und nach infolge der Finanzkrise 2007-08 weltweit getroffene gesetzliche Vorgaben und Regelungen, die für die Finanzmärkte – insbesondere die Aktienmärkte – mehr Stabilität gewährleisten sollen.
Eine der unmittelbarsten Folgen war eine restriktivere Kreditvergabe durch Banken, damit sie die Anforderungen der vorgeschriebenen „Stresstests“ erfüllen konnten.
Auch hier waren die Unternehmen geradezu gezwungen nach Alternativen zur Fremdfinanzierung durch Bankkredite zu suchen und der Markt der Unternehmensanleihen nahm ab 2015 wieder einen sehr deutlichen Aufschwung.
Der international besetzte „Basler Ausschuss für Bankenaufsicht“ einigte sich auf Vorgaben, welche die Eigenkapitalstruktur bzw. die Anforderungen an das Eigenkapital ins Verhältnis zur Kreditvergabe setzen (Eigenkapitalquote), um die Zahlungsfähigkeit der Banken auch in Stressszenarien an den Märkten sicher zu stellen.
Vor allem die Regelung „Basel III“ aus dem Jahre 2010 reagierte auf die internationale Finanzmarktkrise und versucht, mit verschärften Regelungen eventuell notwendig werdenden Bankenrettungen entgegenzuwirken.
Die internationalen Vorgaben durch Basel I-III werden wohl auch in der näheren und weiteren Zukunft dafür sorgen, dass diese Art von Wertpapieren ein wichtiges Mittel der Kapitalbeschaffung für Unternehmen darstellen, weil der Kreditvergabe durch Banken damit engere Grenzen gesteckt sind.
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Die Funktionsweise von Unternehmensanleihen
Genauso wie alle anderen Arten der Finanzierung über Finanzinstrumente, haben Unternehmensanleihen einige Eigenschaften und Spezifika in ihrer Funktionsweise.
Emission und Platzierung
Zunächst einmal muss sich ein Unternehmen entscheiden, Unternehmensanleihen als Mittel der Kapitalbeschaffung herauszugeben (= auf den Markt bringen, an die Börse bringen, emittieren). Der Emissionsprozess umfasst dann mehrere Schritte.
Festlegung der Anleihebedingungen
Das Unternehmen bestimmt die wesentlichen Merkmale des Wertpapiers, wie Nennwert, Laufzeit, Zinssatz und Kuponzahlungstermine. Bei diesen Informationen handelt es sich um die wesentlichen Kernpunkte sowohl für das Unternehmen als auch für potenzielle Investoren.
Prospekterstellung
Ein Prospekt, der detaillierte Informationen über die Anleihe und das emittierende Unternehmen enthält, wird erstellt und bei den zuständigen Aufsichtsbehörden eingereicht.
Diese Aufsichtsbehörde ist in Deutschland die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen / BaFin, die sich in ihrer Tätigkeit an EU-Richtlinien (in diesem Fall die EU-Prospektverordnung 2017/1129) orientieren muss.
Rating
Eine oder mehrere Ratingagenturen bewerten die Kreditwürdigkeit der Anleihe, indem sie die wirtschaftliche und finanzielle Stabilität des emittierenden Betriebs standardisieren und dadurch vergleichbar machen mit den Kennzahlen anderer Finanzinstrumente.
Dieser Vorgang hilft potenziellen Anlegern, Chancen und Risiken des Investments ohne eigenen intensiven Prüfprozess einigermaßen solide einzuschätzen.
Platzierung
Die corporate bonds werden über Banken und andere Finanzintermediäre am Primärmarkt an Investoren angeboten und verkauft.
Dies kann durch eine öffentliche Emission (Publikumsprodukt) an der Börse oder auch durch eine Privatplatzierung erfolgen. Im letzteren Fall wird die Kondition des Wertpapiers oft sehr individuell zwischen Emittent und (institutionellem) Großinvestor verhandelt.
Zinssätze und Kupons bei Unternehmensanleihen
Unternehmensanleihen zahlen in der Regel regelmäßige Zinsen, die als Kupons bezeichnet werden. Die Zinssätze können entweder fest oder variabel sein.
Fester Zinssatz
Der Kupon bleibt über die gesamte Zeit des Investments konstant und wird zu festgelegten Zeitpunkten (z.B. halbjährlich oder jährlich) ausgezahlt.
Diese vertragliche Vereinbarung eignet sich besonders für wirtschaftlich und politisch stabile Zeiten, wenn der Leitzinssatz der Zentralbanken über die gesamte Laufzeit auf ungefähr dem gleichen Niveau verharrt.
Andernfalls kann entweder Emittent oder Käufer erheblich profitieren, aber nicht beide zugleich.
Variabler Zinssatz
Der Kupon kann sich während des Investments ändern und ist oft an einen Referenzzinssatz (z.B. den LIBOR oder EURIBOR) gekoppelt.
Rechnen sowohl Emittent als auch Käufer mit etwas instabileren Entwicklungen bzw. größeren Veränderungen im Leitzinssatz, ist die Vereinbarung auf einen variablen Zinssatz ein Mittel, um bei diesen Papieren die beidseitigen Interessen zu wahren.
Die Höhe des Zinssatzes hat erheblichen Einfluss auf die Attraktivität des Investments und hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter
- die Bonität des Emittenten: Je kreditwürdiger ein Unternehmen auf dem Markt und an der Börse gilt, desto niedriger kann es den Zinssatz halten. Der Anleger erhält dafür ein größeres Maß an Sicherheit.
- die Laufzeit: Je länger eine Anleihe läuft, desto unwägbarer ist der Verlauf der Marktentwicklung, des Betriebs, der Rahmenbedingungen etc. Daher wird ein langfristiger Anleger eine höhere Zinszahlung erwarten als bei kurzfristigeren Investments.
- die allgemeinen Marktbedingungen: Je mehr Ruhe Märkte und Börse ausstrahlen, desto eher wird ein Unternehmen in der Regel zu guten Zinszahlungen oder ein Investor zum Eingehen von etwas mehr Risiko bereit sein – und umgekehrt.
Rückzahlung und Tilgung
Am Ende der Laufzeit (Fälligkeit) einer Anleihe ist das emittierende Unternehmen bei den meisten Anleihearten verpflichtet, den Nennwert des Wertpapiers an die Investoren zurückzuzahlen.
Dieser Prozess wird als Tilgung bezeichnet. Dabei gibt es verschiedene Tilgungsarten:
Endfällige Tilgung
Der gesamte Nennwert wird zur Fälligkeit in einer Summe zurückgezahlt. Es liegt auf der Hand, dass mit dieser Möglichkeit die Notwendigkeit sehr präziser Liquiditätsplanung sowohl auf Seiten der Firma als auch auf Seiten des Investors einhergeht.
Ratenweise Tilgung
Der Nennwert wird in regelmäßigen Abständen in Teilbeträgen zurückgezahlt, bis die Anleihe vollständig getilgt ist. Diese Alternative „schont“ die Liquidität des Emittenten deutlich, weil die Rückzahlungen über einen längeren Zeitraum verteilt sind.
Auch die Liquidität des Käufers kann von dieser Variante profitieren.
Die entsprechenden corporate bonds werden auch Tilgungsanleihen oder Annuitätenanleihen genannt.
Vorzeitige Rückzahlung
Einige Unternehmensanleihen enthalten Klauseln, die dem Emittenten das Recht geben, das Wertpapier vorzeitig zurückzuzahlen, oft gegen Zahlung einer Prämie (engl. callable bond).
Solche Regelungen eignen sich besonders, wenn mit der Unternehmensanleihe ein sehr konkretes Projekt finanziert wird, bei dem das Unternehmen mit schnellen und hohen Gewinnen rechnet.
Bei putable bonds hat hingegen der Käufer das Recht, beim Eintritt bestimmter Ereignisse die vorzeitige Rückzahlung zu verlangen, z.B. bei Herabstufung der Kreditwürdigkeit einer Firma.
Wandel- und Optionsanleihen
Hier kann die Tilgung durch Umwandlung (Auszahlung) in Aktienbesitz erfolgen.
Bedeutung von Rückzahlung und Tilgung
Die Rückzahlung und Tilgung der Anleihe ist ein entscheidender Aspekt, da sie die Liquiditätsplanung und das finanzielle Risiko des emittierenden Betriebs genauso wie die des Investors beeinflusst.
Die Struktur und Transparenz dieser Prozesse bei der Emission, Zinszahlung und Rückzahlung machen Unternehmensanleihen zu einer oft gut geeigneten Finanzierungsquelle für Unternehmen und gleichzeitig zu einer attraktiven Anlageoption für kundige Investoren.
Allerdings benötigen sie auf Anlegerseite das Interesse und die Zeit, den täglichen News über Börsen und unternehmerische Entwicklungen zu folgen, um kompetent mit diesen Anlageinstrumenten umgehen zu können.
Arten von Unternehmensanleihen
Innerhalb der Kategorie Unternehmensanleihe eröffnet sich ein weites Feld an Differenzierungen. Insbesondere drei Grundunterscheidungen sind wichtig: Nach Laufzeit, nach Rang (Auszahlungs-Priorität) und nach Besicherung.
Differenzierung nach Laufzeit
Wie generell im Investmentbereich, kann hier nach kurz-, mittel- und langfristig unterschieden werden.
Kurzfristig bedeutet Fristigkeiten von bis zu einem Jahr mit vergleichsweise niedrigen Zinssätzen bei gleichzeitig niedrigem Risiko.
Als mittelfristig werden Fristen von ein bis fünf Jahren bezeichnet. Sie sind wegen des höheren Risikos bereits mit höheren Kuponzahlungen verbunden.
Langfristig sind Intervalle von über fünf Jahren. Hier werden in der Regel die höchsten Kupons bezahlt, weil das Risiko und die Liquiditätseinschränkung doch erheblich höher sind.
Nach Rang
Unternehmensanleihen können vorrangig oder nachrangig in der Rückzahlungspriorität eingestuft werden. Im ersteren Fall sind Risiko und Kupon niedriger, im letzteren Fall höher.
Die entsprechenden englischen Fachbegriffe für beide Anleihearten sind senior bond und subordinated bond.
Nach Besicherung
Industrieanleihen können an bestimmte Vermögenswerte gekoppelt werden, die zur Besicherung dienen. Ist dies der Fall, sind Risiko und Kupon niedriger, sonst höher. Die englischen Fachbegriffe sind covered bzw. unsecured bond / debentures.
Soweit die generelle Einteilung. Darüber hinaus sind Unternehmensanleihen oft mit weiteren Mechanismen verbunden, die zu relativ unterschiedlichen und im Grunde eigenständigen Finanzprodukten führen.
Einige Beispiele jenseits der sogenannten Standardanleihe (fester Zins, feste Laufzeit, vorrangig) wurden bereits genannt, hier einige weitere:
Weitere Varianten von Unternehmensanleihen
Wandelanleihe
Das wesentliche Merkmal ist hier das Recht des Käufers, am Ende der Laufzeit die Anleihe in eine vorher festgelegte Anzahl von Aktien des Unternehmens umzutauschen.
Sind die Aktienkurse mittlerweile gestiegen, besteht darin eine interessante Möglichkeit der Gewinnerzielung. Gleichzeitig wird so aus bisherigem Fremdkapital (Anleihe) nunmehr Eigenkapital (Aktie) für das Unternehmen.
Wandelanleihen heißen auch Wandelschuldverschreibung (engl. convertible bond).
Optionsanleihe
Sie sind eine spezielle Form der Wandelanleihe, indem sie mit sehr weitgehenden Festlegungen zum Wandel der Anleihe in Aktienbesitz verbunden sind.
Die Option besteht zusätzlich zur Anleihe, weswegen der Kupon normalerweise deutlich niedriger liegt als bei einer reinen Anleihe. Das Optionsrecht kann unabhängig von der Anleihe an der Börse gehandelt werden.
Floating rate Notes
Hier ist der Kupon während des Investments veränderlich und wird anhand eines Referenzzinssatzes festgelegt.
So kann sich der Anleger vor deutlichen Zinsänderungen schützen. Häufig werden Zinsuntergrenzen (engl. floor-floater) oder Obergrenzen (engl. cap-floater) festgelegt.
Gewinnschuldverschreibung
Diese Form kombiniert feste Kuponzahlungen mit einer variablen Gewinnbeteiligung, falls das Unternehmen eine Dividende an die Aktienbesitzer (Aktionäre) ausschüttet.
Der Kupon ist bei solchen Gewinnschuldverschreibungen demzufolge niedriger.
Nullkuponanleihe
Wie der Name schon nahelegt, wird hier gar kein Zins an den Käufer bezahlt.
Der mögliche Gewinn für den Anleger liegt in der Differenz zwischen Ausgabekurs und Rückzahlungskurs, wobei der Ausgabekurs einen deutlichen Abschlag (Disagio) zum eigentlichen Marktwert beinhaltet und dem Abzinsungswert einer vergleichbaren Anleihe mit Zinszahlung entspricht.
Die „Zinszahlung“ wird dadurch nicht periodisch gezahlt, sondern thesauriert, also wieder verzinst. Die Bedeutung war in der Vergangenheit höher, da Kursgewinne unter bestimmten Voraussetzungen noch steuerfrei waren, während die Zinszahlung schon immer steuerpflichtig war.
Im Englischen werden solche Anleihen als Zerobond bezeichnet.
Stufenzinsanleihe
Bei diesen Papieren wird beim Kauf festgelegt, ob die Kuponzahlung im Verlauf der Laufzeit steigt (engl. step-up-bond) oder sinkt (step-down-bond).
Darüber hinaus existieren weitere Formen von Unternehmensanleihen bis hin zu Fonds und ETFs, für deren Risiken und Chancen man sowohl den Bereich der Industrieanleihen als auch den der Fonds und der ETFs gut verstanden haben sollte.
Schon diese kurze Übersicht zeigt, dass es sich um einigermaßen komplexe Finanzinstrumente handelt, die einen kundigen Investor erfordern.
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Analyse und Bewertung von Unternehmensanleihen
Der einzelne (Privat-) Anleger kann in der Regel – schon aus zeitlichen Gründen – nur eine vergleichsweise oberflächliche Bewertung und Analyse von Unternehmen und den von ihnen emittierten Aktien und Anleihen vornehmen.
Institutionelle Investoren und vor allem Rating-Agenturen hingegen unterhalten normalerweise ganze Abteilungen, die sich mit bestimmten Industriezweigen und Unternehmen in systematischer Weise auseinandersetzen.
Dabei werden Kennzahlen ermittelt, die für die Vergleichbarkeit verschiedener Investitionsmöglichkeiten – also z.B. Fonds, ETFs, Aktien, Sachwerte – sorgen und damit als Grundlage für Investitionsentscheidungen dienen.
Im Folgenden werden einige grundlegende Punkte der Betrachtung vorgestellt.
Analyse der Anleihe im Vergleich
Zunächst einmal kann eine Unternehmensanleihe in sich und im reinen Vergleich mit anderen Industrieanleihen (oder auch anderen Finanzinstrumenten wie ETFs, Fonds) betrachtet werden. Dabei geht es vor allem um drei Aspekte:
Laufzeit und Zinsstruktur
Die Fristigkeit (engl. maturity) des Wertpapiers hat Einfluss auf die Risikobewertung und die Liquiditätsplanung des Käufers.
Anhand der Zinsstrukturkurve lassen sich Anleihen gleicher Bonität, aber unterschiedliche Fristigkeiten miteinander vergleichen und sichtbar machen, wo die bessere Rendite zu erwarten ist.
Spread-Analyse
Hier wird die Differenz (engl. spread) zwischen der Rendite einer Unternehmensanleihe im Vergleich zu einer (quasi) risikolosen Anlageform (in der Regel Staatsanleihe) betrachtet.
Je größer die Differenz, desto höher oft das eingegangene Risiko, aber natürlich auch die zu erwartende Rendite.
Darüber hinaus wird das Wertpapier mit ähnlichen Anleihen (engl. Peers) verglichen, um eine relative Risiko-Rendite-Einschätzung zu erhalten. Auch die historische Entwicklung des Spreads kann wichtige Aufschlüsse über das momentane Risiko-Rendite-Profil geben.
Liquidität
Nicht unwesentlich ist die Frage, wie groß das Handelsvolumen einer bestimmten Unternehmensanleihe ist. Darin liegt ein Hinweis auf ihre Handelbarkeit, also die Möglichkeit, sie (quasi jederzeit) wieder an den Markt zu bringen und zu verkaufen.
Hinweise darauf gibt auch der sogenannte Bid-ask-Spread, die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufspreis des Papiers. Je niedriger sie ist, desto mehr wird es in der Regel auf dem Markt gehandelt.
Analyse des Unternehmens
Neben der reinen Betrachtung der Anleihe an sich im Vergleich zu anderen muss das emittierende Unternehmen in seinen für den Investor wesentlichen Aspekten in den Blick genommen werden.
Für die Fähigkeit zum Bedienen des Kupons und der Tilgung spielen vor allem die Finanzkennzahlen eine entscheidende Rolle:
- Verschuldungsgrad (engl. debt-to-equity-rate): Ermittelt das Verhältnis von Eigenkapital zu Fremdkapital
- Zinsdeckungsgrad (interest coverage rate): bestimmt das Verhältnis von erwirtschafteten Gewinnen zu den Zinsaufwendungen eines Betriebs.
- Der Cashflow (free cashflow) gibt Auskunft über die Fähigkeit, Schulden fortlaufend zu bedienen.
Analyse des Marktes
Der dritte wesentliche Aspekt einer eingehenden Analyse muss den Gesamtmarkt als solches und den Teilmarkt des Betriebs betrachten.
Makroökonomischer Rahmen
Wie stellt sich das momentane und erwartbare gesamtwirtschaftliche Umfeld des Unternehmens dar? Welche Einflussfaktoren spielen jetzt und auf absehbare Zukunft eine wichtige Rolle (Zins, Zinsentwicklung, Inflation, gesamtwirtschaftliches Wachstum)?
Mikroökonomische Bedingungen
In welchem konkreten Umfeld bewegt sich das Unternehmen? Wie sieht die Konkurrenzsituation aus? Welche unternehmerischen Entscheidungen zu Investitionen, Produkten, Märkten etc. wurden und werden getroffen?
Dazu braucht es oft ein intensives Mitverfolgen sämtlicher News aus dem unternehmerischen Spektrum.
Bewertung der Bonität
Eigens dafür angetretene Agenturen wie Standard & Poors, Moody’s oder Fitch berechnen aus den gesammelten und gewichteten Kennzahlen ein Bonitäts-Rating, an dem man sich als Anleger gut orientieren kann.
Die Agenturen folgen darüber hinaus den täglichen News aller großer Unternehmen und beziehen zukünftige Entwicklungen in das Rating mit ein.
Diese Ratings sind dann stark standardisiert und reichen von AAA (Top-Bonität) bis D (insolvent, zahlungsunfähig).
Je höher das Rating, desto unwahrscheinlicher ist ein Zahlungsausfall. Gleichzeitig fällt normalerweise die Kuponzahlung niedriger aus.
Szenario-Analyse und Stresstest
Nicht unbedingt notwendig, aber häufig sinnvoll ist der Blick auf mögliche Szenarien, also die Modellierung eines sehr positiven, eines moderaten und eines eher negativen Verlaufs des Investments.
Dieser Blick führt möglicherweise zu einer weiteren Strukturierung des gewünschten Investments, indem über zusätzliche Optionen bestimmte Szenarien abgefedert oder verstärkt werden.
Alle ermittelten Kennzahlen sollten am Ende zusammengeführt, bewertet und als Grundlage für die Investitionsentscheidung herangezogen werden.
Dabei geht es letztlich darum, die Faktoren Rendite, Liquidität und Risiko in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen. Heute werden häufig auch Nachhaltigkeitsaspekte (ESG) in die Betrachtung einbezogen.
Vor- und Nachteile von Unternehmensanleihen
Die jeweiligen Vor- und Nachteile stellen sich aus Sicht von Investor und Unternehmen unterschiedlich dar.
Unternehmensanleihen in der Investorenperspektive
Vorteile aus Sicht des Investors
- Stabile Erträge
Die Zinsen von Unternehmensanleihen können für ein stabiles Einkommen sorgen, weil sie normalerweise und im Gegensatz zu anderen Anlageformen wie ETFs oder Aktienfonds kontinuierlich zu bestimmten Zeitpunkten ausgezahlt werden. - Höhere Renditen
Im Vergleich zu Staatsanleihen sind die Zinsen von corporate bonds meist deutlich höher und erzielen damit höhere Renditen. - Möglichkeit zur Diversifikation
Eine kundige Handhabe von Unternehmensanleihen schafft für Investoren gute Möglichkeiten der Portfoliodiversifikation. Gerade die Breite des Spektrums kann auch für bestimmte Hedging-Strategien (Abstützung von Portfoliopositionen gegeneinander) Verwendung finden. - Flexibilität der Anlageform
Die Vielfalt an Formen innerhalb der Unternehmensanleihen beinhaltet eine Flexibilität, die von Seiten des Investors für verschiedenste Bedürfnisse und Ziele genutzt werden kann.
Nachteile aus Sicht des Investors
- Risiko-Rendite-Verhältnis
Im Vergleich zu Staatsanleihen weisen Unternehmensanleihen eine höhere Rendite, aber damit verbunden auch ein höheres Risiko auf. - Kreditrisiko
Bei Anleihen handelt es sich im Prinzip um Kredite, die der Investor der emittierenden Firma für einen bestimmten Zeitraum gewährt. Kredite sind stets mit einem gewissen Ausfallrisiko verbunden, wenn das Unternehmen insolvent wird. Dadurch kann sowohl die Zinszahlung als auch die Rückzahlung / Tilgung gefährdet sein. - Zinsänderungsrisiko
Je nach genauer Wertpapierstrukturierung können Änderungen im Leitzinssatz den Wert von Unternehmensanleihen stark verändern. Neuemissionen nach Zinsänderungen (und damit mit anderem Kupon) haben einen hohen Einfluss auf den Wert älterer Papiere. - Liquiditätsrisiko
Weil sie meist mit einer festen Laufzeit und oft einem festen Tilgungstermin verbunden sind und noch dazu nicht immer unmittelbar an der Börse handelbar sind, beeinträchtigen diese Anleihen die Liquidität des Investors. - Inflationsrisiko
Wenn eine starke Inflation auftritt, kann die Inflationsrate eventuell den Zins des Wertpapiers überschreitend so dem Anleger unter dem Strich reale Kapitalverluste bescheren (kein Inflationsausgleich).
Unternehmensanleihen aus Unternehmensperspektive
Vorteile aus Sicht des Unternehmens
- Kapitalbeschaffung
Unternehmensanleihen sind ein probates Mittel der Kapitalbeschaffung, das – anders viele Formen der Eigenkapitalaufstockung – mit keinerlei Form von Kontrollverlust über die Firma verbunden ist. - Gewinnabschreibung
Als Form der Aufnahme von Schulden können die Kosten für die Bedienung des Zinses als gewinnschmälernd geltend gemacht werden. Das Unternehmen muss so weniger Steuern zahlen. - Planbarkeit
Die Zahlungsströme bei Unternehmensanleihen sind mit einer hohen Planungsgewissheit verbunden, anders als viele Zinsdarlehen bei Banken und Kreditinstituten. - Reputation
Eine vielfach an der Börse gehandelte Unternehmensanleihe mit stabiler Wertentwicklung steigert das Ansehen des emittierenden Unternehmens und weist es als finanzstark und vertrauenswürdig aus. - Flexibilität
Die vielfältig kombinier- und gestaltbaren Bedingungen von Unternehmensanleihen erlauben eine hohe Flexibilität in der Deckung des kurz- und mittelfristigen Finanzbedarfs einer Firma.
Nachteile aus Sicht des Unternehmens
- Zinskosten
Zwar ist mit dieser Form der Anleihen kein Kontrollverlust über die Firma verbunden, die Zinszahlungen jedoch sind im Gegensatz zu Dividendenzahlungen nicht optional, sondern auch bei schlechter Geschäftslage stets zu leisten. - Rückzahlungsverpflichtung
Die Tilgung einer Unternehmensanleihe zu bestimmten Zeitpunkten kann eine erhebliche finanzielle Belastung und Beeinträchtigung der Liquidität des Betriebs bedeuten. - Kreditwürdigkeit
Weil sie eine Form der Schuldenaufnahme sind und damit die Kapitalstruktur einer Firma verändern, können Unternehmensanleihen die allgemeine Kreditwürdigkeit des Betriebs herabsetzen. - Abhängigkeit vom Finanzmarkt
Als zumeist börsengehandelte Wertpapiere sind Unternehmensanleihen genauso wie Aktien von den Entwicklungen des Gesamtmarktes abhängig.Dessen Bewegungen haben nicht immer unmittelbar mit den tatsächlichen Geschäften der Firma und deren Umfeld zu tun, sondern orientieren sich möglicherweise an sehr branchenfernen Gegebenheiten, die mit dem tatsächlichen Geschäftsumfeld wenig zu tun haben.
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Ausblick
Unternehmensanleihen sind ein notwendiges und wichtiges Mittel der Kapitalbeschaffung für große und mittlere Unternehmen.
Zugleich bergen sie für Anleger viele Möglichkeiten der Diversifikation und des Erzielens attraktiver Renditen. Jenseits der Standard-Anleihe handelt es sich jedoch schnell um sehr komplexe Anlageinstrumente, zu denen man sich als Privatanleger eingehende Informationen und Beratung einholen sollte.
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