Aktienanleihen
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Was sind Aktienanleihen?
Bei Aktienanleihen handelt sich nicht um Anleihen im eigentlichen Sinn des Wortes (die Kapitalschutz beinhalten), sondern um ein sogenanntes strukturiertes Wertpapier. Dieses wird oft auch als Zertifikat, Optionsschein oder Derivat bezeichnet.
Schon der Begriff klingt erst einmal wie ein Widerspruch in sich selbst. Denn Aktien und Anleihen sind zwei grundsätzlich unterschiedlichen Kategorien von Wertpapieren zuzuordnen. Aus Sicht des Unternehmens handelt es sich bei Aktien um Eigenkapital, wohingegen Anleihen dem Fremdkapital zuzurechnen sind.
Eigenkapital ist an den Gewinnen beteiligt und „verzinst“ sich auf diese Weise (= erzielt Rendite), bei Aktien durch Kurssteigerungen und Dividendenausschüttungen. Eine Anleihe bzw. Fremdkapital ist mit einem tatsächlichen Zinssatz versehen, wird aber weder am Gewinn noch an einem ebenfalls möglichen Verlust beteiligt.
Beides gleichzeitig geht nicht, weswegen der Begriff der Aktienanleihe tatsächlich zu Missverständnissen Anlass geben kann.
Strukturierte Wertpapiere, Zertifikate, Optionsscheine und Derivate sind allesamt sehr ähnliche Finanzprodukte. Sie basieren immer auf „ursprünglichen“ Werten wie Aktien, Rohstoffen, Gütern etc. und konstruieren darauf eine komplexere Form von Finanzprodukt.
Die Komplexität besteht aus der Kombination von Basiswert PLUS weiteren Funktionen bei bestimmten Basiswertentwicklungen oder dem Eintreten bestimmter Ereignisse im Basiswert.
Strukturierung von Aktienanleihen
Die Strukturierung bei dieser Art von Zertifikat besteht in der Kombination aus Eigenschaften des Eigen- wie des Fremdkapitals.
Während der Laufzeit einer Aktienanleihe ist sie mit Zinszahlungen verbunden. Insofern besitzt sie Eigenschaften von Fremdkapital oder eben Anleihen.
Am Ende der Laufzeit kann eine Aktienanleihe entweder in ihrem Nominalwert zurückbezahlt werden, wiederum eher eine Eigenschaft von Fremdkapital. Alternativ „bedient“ der Emittent den Käufer der Aktienanleihe mit einer (eventuell vorher festgelegten) Anzahl an Aktien. In diesem Fall wird aus dem bisherigen Fremdkapital mittels Umwandlung in Aktienbesitz Eigenkapital.
Als eine Form der Zertifikate können sie täglich an der Börse gehandelt werden. Auch bei vereinbarten/integrierten Laufzeiten ist oft der tägliche Kauf und Verkauf möglich, dann allerdings mit z.T. großen Abschlägen.
Begrenzter Kapitalschutz
Aktienanleihen genießen keine 100 % Kapitalschutz, können also für den Käufer im Gegensatz zu „echten“ Anleihen sehr leicht zu Verlusten (bis hin zum Totalverlust des Nennwertes) führen.
Aufgrund dessen und aufgrund der generellen Komplexität von Zertifikaten (bzw. Derivaten / strukturierten Wertpapieren) sind sie nur für Anleger mit profundem Börsenwissen bzw. nach eingehender Beratung geeignet.
Der englische Begriff für Aktienanleihen ist entweder „equity linked bond“ (dt. etwa „mit Eigenkapital verknüpfte Anleihe“) oder „reverse convertible bond“ (dt. etwa „umgekehrt wandelbare Anleihe“), was jeweils einen bestimmten Aspekt dieser komplexen Zertifikate in den Vordergrund rückt.
Aktienanleihen als eine Form von Zertifikaten gibt es erst seit gut 30 Jahren auf dem Markt. Ursprünglich waren sie nur für institutionelle Investoren konzipiert, stellen aber mittlerweile für ein breites Spektrum an Investoren einen wichtigen Teil ihres Anlageportfolios und ihrer Anlagestrategie dar.
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Wie funktionieren Aktienanleihen?
Im Unterschied zur Unternehmensanleihe (einer „echten“ bzw. ursprünglichen Anleiheform, zusammen mit Staatsanleihen) wird die Aktienanleihe nicht direkt von einem Unternehmen, sondern von einem Kreditinstitut / einer Bank herausgegeben.
Rechtlich handelt es sich dabei um eine Inhaberschuldverschreibung. Diese steht im Gegensatz zur Namenschuldverschreibung, die wesentlich schwieriger übertragbar und damit für den täglichen Handel unbrauchbar ist.
Dabei kombiniert sie faktisch den Aktienkurs einer Unternehmensaktie mit einer Verkaufsoption (Put-Option), einer Laufzeit, Zinszahlungen für diesen Zeitraum und gegebenenfalls weiteren Kursszenarien / -Ereignissen.
Etwas vereinfacht gesagt, besteht der zugrundeliegende Vertrag aus drei Kernpunkten:
- Der Emittent vereinbart mit dem Käufer zu einem bestimmten Preis (= Nennwert, Basiswert, Basispreis oder Nominalbetrag) die Option, zu einem vertraglich vereinbarten Zeitpunkt an ihn eine bestimmte Anzahl an Aktien eines Unternehmens zu verkaufen.
- Während der Zeit bis zu diesem Zeitpunkt (= Laufzeit der Aktienanleihe) erhält der Käufer eine festgelegte Zinszahlung.
- Die Option tritt ein (wird vom Emittenten genutzt), wenn der Kurswert am Laufzeitende unterhalb des Basiswerts liegt.
- Überschreitet der Kurswert zu diesem Zeitpunkt den Nennwert, lässt der Emittent die Option ungenutzt und zahlt dem Käufer nur den Kaufpreis in Höhe des Basiswerts zurück.
Orientierungspunkt sind dabei immer die Kurswerte der zugrundeliegenden Aktie an der Börse.
Die Höhe der Zinsen, die Laufzeit und eventuell weitere Details für bestimmte Kursszenarien / -Ereignisse werden interdependent konstruiert und führen zu weiteren Möglichkeiten der Verfeinerung eines solchen „Grund-Vertrags“.
Das heißt: Je höher der vereinbarte Zinssatz, desto länger kann z.B. die Laufzeit sein oder desto enger ist das Kursverlaufsszenario an eine Barriere gebunden. Je niedriger der Basispreis, desto niedriger sind in der Regel auch die gezahlten Zinsen.
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Für welches Marktszenario eignen sich Aktienanleihen?
Käufer einer Aktienanleihe profitieren v.a. von der Zinszahlung (= der Kupon, die Kuponzahlung), weil sie immer erheblich über den Zinsen für „gewöhnliche“ Unternehmens- oder Staatsanleihen liegt.
Emittenten haben Vorteile mit diesen Zertifikaten, da er bei sinkenden Kursen einfach auf die für ihn „billigere“ Möglichkeit des Auszahlens in Aktien zurückgreifen kann (das sogenannte „Andienen“) .
Bei steigenden Kursen müssen sie nur den ursprünglichen Nennwert zurückzahlen.
Man empfiehlt das Anlageprodukt Aktienanleihe daher gerne, wenn man mit sogenannten Seitwärtsbewegungen in der Kursentwicklung der zugrundeliegenden Aktie rechnet.
Sie ermöglicht am Laufzeitende die vorgesehene Rückzahlung des Nennwertes und erzielt über die einträglichen Kuponzahlungen eine gute Rendite.
Wie der Begriff schon deutlich macht, bildet „seitwärts“ das Mittelstück zwischen „aufwärts“ (steigende Kurse) und „abwärts“ (sinkende Kurse).
Das bedeutet moderat schwankende Kurse um ein bestimmtes Niveau herum, ohne deutliche Auf- oder Niederbewegungen. Solche Seitwärtsbewegungen an der Börse finden sich häufig bei Value-Aktien bzw. bei Aktien von sehr großen, etablierten und stabilen Unternehmen.
Nicht selten scheint der Gesamtmarkt an der Börse ein wenig „durchzuschnaufen“. Es gibt dann keine großen Bewegungen nach oben oder unten.
Die Meldungen aus Politik und Wirtschaft geben dann keinen Anlass, mit größeren Veränderungen oder Einschnitten zu rechnen. Gerade dann können oft durch Aktienanleihen dennoch stattliche Umsätze und Gewinne verbucht werden.
Rechnet man als Investor hingegen mit deutlicheren Bewegungen im Kurs der zugrundeliegenden Aktie, empfehlen sich eher andere Investmentformen und Zertifikate als Anlageoptionen.
Welche Arten von Aktienanleihen gibt es?
Der Name „Aktienanleihe“ sagt zunächst einmal eigentlich nur,
- dass dieses strukturierte Finanzprodukt eine Aktie als Basiswert nimmt;
- dass es mit einer Laufzeit und einem bestimmten Zinssatz verbunden ist ;
- dass am Ende entweder der Nennwert oder Aktien „zurückbezahlt“ werden.
In welcher Art und Weise die Aktienanleihe auf ihren Basiswert Bezug nimmt und ob für bestimmte Kursszenarien weitere Regelungen gelten, muss allerdings von Produkt zu Produkt genau und konkret geklärt werden. Denn der Markt der strukturierten Wertpapiere ist groß und vielfältig.
Auch die folgenden Ausführungen können nicht alle denkbaren Möglichkeiten abdecken, versuchen aber, die wesentlichen Kategorien zu erfassen.
Mögliche Grundkombinationen
Aktienanleihe als Sprint-/Outperformance-Zertifikat
Diese Form der Aktienanleihe ist mit dem Plus verbunden, dass ein deutlich gestiegener Kurswert am Ende der Laufzeit (= Outperformance) bis zu einem bestimmten „Cap“ auch für den Käufer eine Gewinnbeteiligung nach sich zieht.
Mit der Grenze wird die Beteiligung an erzielten Kursgewinnen für den Käufer „gedeckelt“ (= engl. cap). Bei deutlichen Verlusten bleibt es bei der Auszahlung in Aktien, sie werden vom Käufer eines solchen Zertifikates also voll mitgetragen.
Aktienanleihe als Bonus-Zertifikat
Wie bei Bonus-Zertifikaten üblich, gibt es eine Barriere im Sinne einer Kursuntergrenze (oder auch Sicherheitslevel genannt) und ein Bonuslevel.
Wird das Sicherheitslevel während der gesamten Laufzeit nicht berührt oder unterschritten, erhält der Käufer einen Bonus. Liegt der Kurs am Ende sogar über dem Bonuslevel, wird er bis zu einem Cap auch an den erzielten Mehrgewinnen beteiligt.
Wird das Sicherheitslevel berührt oder unterschritten, entfällt die Bonuszahlung. Liegt der Kurs am Ende der Laufzeit unterhalb des Nennwertes, erfolgt die Rückzahlung in Aktien und bedeutet damit für den Käufer eine volle Beteiligung an den Verlusten.
Aktienanleihe mit / als Airbag-Zertifikat
Auch hier gibt es eine Barriere als Untergrenze. Wird sie nicht erreicht, bekommt der Anleger sein Kapital komplett zurück am Ende der vereinbarten Laufzeit. Wird sie jedoch berührt oder unterschritten, partizipiert der Anleger nur „gedämpft“ (wie bei einem Airbag) an den entstehenden Verlusten. Werden Gewinne erzielt, ist der Anleger häufig bis zu einem bestimmten Cap daran beteiligt.
Diese drei Grundformen der Kombination von Aktienanleihen mit Zertifikatsfunktionsweisen sind, wie aus dem Gesagten hervorgeht, für bestimmte erwartete Kursentwicklungen besonders geeignet.
Bei stärkeren Kurszuwächsen als „nur“ erwarteter Seitwärtsbewegung das Outperformance-Zertifikat, bei erwarteten mittleren Kursschwankungen das Bonus-Zertifikat, und bei erwarteten (befürchteten) stärkeren Abwärtsbewegungen das Airbag-Zertifikat.
Im Grunde genommen kann ein Investor damit „gemischten Gefühlen“ bei der Anlage Rechnung tragen.
Die hauptsächliche Erwartung liegt immer bei Seitwärtsbewegungen des Marktes bzw. der zugrundeliegenden Aktie, wofür Aktienanleihen das geeignetste Instrument darstellen.
Diese Erwartungen gehen aber ja meist mit Nebenaspekten einher, die sich über die vorgestellten Instrumente mit abdecken lassen.
Diese Nebenaspekte wären dann in etwa:
- „Im Prinzip seitwärts, aber vielleicht auch eher aufwärts“ -> Outperformance
- „Im Prinzip seitwärts, aber vielleicht mit stärkeren Schwankungen“ -> Bonus
- „Im Prinzip seitwärts, aber vielleicht auch eher abwärts“ -> Airbag
Beispiel Airbag-Aktienanleihen
Ein konkretes Beispiel eines Anbieters mag den Sachverhalt zumindest im Bereich „Airbag“-Aktienanliehen noch einmal verdeutlichen:
Er gliedert sein Angebot an Aktienanleihen in drei Unterkategorien. Diese sind:
Classic/normal
Feste Zinszahlung, Festlegung eines Basispreises, feste Laufzeit. Notiert der Aktienkurs am Ende der Laufzeit unterhalb des Basispreises, wird der Nennwert in Aktien ausbezahlt, oberhalb des Basispreises erfolgt (nur) eine 100 % Rückzahlung.
Plus
Aktienanleihe mit eingebauter Barriere. Diese Barriere liegt deutlich unterhalb des Basispreises. Wird sie während der Laufzeit nicht berührt oder unterschritten, erhält der Käufer 100 % des eingesetzten Kapitals zurück, selbst wenn der Basispreis am Stichtag unterschritten wird.
Wird allerdings dieser Basispreis so sehr unterschritten, dass die Barriere erreicht oder unterschritten wird, erfolgt die Auszahlung in einer Anzahl an Aktien. Dieses Sicherheitsplus ist mit einem niedrigeren Zinssatz „erkauft“, die Zinszahlung ist also weniger attraktiv.
Plus Protect
Eine noch defensivere Variante, die weitgehend genauso wie die Aktienanleihe Plus funktioniert. Mit dem Unterschied, dass die Barriere nur für den Bewertungstag am Ende der Laufzeit eine Rolle spielt.
Die eingefügte Barriere kann also während der Laufzeit beliebig oft erreicht oder unterschritten werden – solange sie es am Ende NICHT tut. Das Risiko eines Verlustes ist also nochmals reduziert. Auch dieses nochmalige Sicherheitsplus ist mit einem niedrigeren Kupon verbunden.
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Vor- und Nachteile von Aktienanleihen
Die Rede von Vor- und Nachteilen im Bereich der Finanzanlagen beinhaltet eine Kategorisierung, die nicht immer und auf jeden Anlegertypus zutreffen mag.
Der eine bevorzugt risikoreichere Anlageformen, weil sie mehr Rendite versprechen. Der andere legt großen Wert auf den Erhalt seiner Liquidität, weil er in naher Zukunft anderweitige Investitionen vorhat (Hausbau, Firmengründung, Fahrzeugkauf).
Ein Dritter achtet am stärksten auf den Aspekt Sicherheit, weil er „seine Schäfchen im Trockenen hat“ und in seiner Investitionstätigkeit nur noch nach einem halbwegs stabilen Inflationsausgleich sucht.
Es liegt auf der Hand, dass daher „Vorteile“ und „Nachteile“ je nach persönlichem Geschmack sehr unterschiedlich ausfallen können und zum Teil im Auge des Betrachters liegen.
Dennoch sei – unter diesem Vorbehalt- hier eine Einteilung und Einschätzung vorgestellt.
Nachteile
Neben vielen Risikoaspekten, die bei Aktienanleihen mehr oder weniger auf der Hand liegen, sind sie mit einem Risiko verbunden, das man meist nicht sofort auf dem Schirm hat: das Emittentenrisiko.
Was bedeutet das Emittentenrisiko?
Es liegt darin begründet, dass Aktienanleihen von Banken und Kreditinstituten herausgegeben werden, die einer Form von Insolvenzrisiko unterliegen.
Und dieses Insolvenzrisiko tritt zu dem Insolvenzrisiko des Unternehmens hinzu, auf dessen Aktienwert sich die Aktienanleihe bezieht.
Man mag dieses Emittentenrisiko als vernachlässigbar empfinden, da Banken normalerweise sehr stabile Marktteilnehmer sind.
Der Fall der Lehmann-Bank in den USA, die 2008 während der Finanzkrise pleite ging, führt allerdings vor Augen, dass es auch in diesem Bereich rote Linien gibt. Jenseits dieser Linien können auch als „systemrelevant“ eingestufte Marktteilnehmer trotz staatlicher Maßnahmen nicht gehalten werden und in die Insolvenz gehen.
Viele große und kleinere Kunden der Bank haben damals Totalverluste hinnehmen müssen, wenn sie z.B. in Zertifikate investiert haben, die von Lehmann ausgegeben wurden. Rund 50.000 deutsche Privatanleger waren damals betroffen.
Risiko: Basiswert fällt auf Null
Nicht nur im Hinblick auf die Möglichkeit einer Insolvenz des Emittenten beinhalten Zertifikate und damit auch Aktienanleihen ein Totalverlustrisiko.
Der Emittent kann insolvent werden, und der dem Zertifikat zugrundeliegende Basiswert kann auf null fallen. Im letzteren Fall wird der Emittent dem Käufer der Aktienanleihe am Ende statt der Rückzahlung des Nennwertes die Aktien des Unternehmens andienen – die aber nichts wert sind.
Dass dieses Risiko oft nicht in den Vordergrund tritt, hat nicht zuletzt mit der Komplexität dieses Finanzproduktes zu tun, die als weiterer Nachteil empfunden werden kann.
Es bedarf daher in der Regel seitens des Investors einer profunden Marktkenntnis und eingehender Beschäftigung, was wiederum einen gewissen Einsatz von Zeit erfordert.
Gebühren für Aktienanleihen
Mit der Komplexität in Verbindung stehen zudem Gebühren, weil Komplexität auch auf Seiten des Emittenten verwaltet werden muss – Kalkulation, laufende Überprüfung, Abwicklung, Arbeitszeit, …
Keine Dividenden
Ein weiterer spezieller Nachteil von Aktienanleihen kann darin gesehen werden, dass sich Aktienanleihen auf den Aktienkurs ohne Berücksichtigung der ausgeschütteten Dividenden bezieht. Der Anleger partizipiert also nicht an den Dividenden.
Gerade bei sehr großen, über viele Jahre kursstabilen Unternehmen sind aber diese Dividendenzahlungen häufig ein wichtiger Teil der Renditestrategie für die Investoren. Als Anleger sollte man daher eher nach denjenigen Aktien Ausschau halten, die ohnehin mit wenig Dividende verbunden sind.
Für dividendenstarke Aktien eignen sich andere Finanzinstrumente besser.
Kursentwicklungspotential und Kursentwicklungsrisiko bei Aktienanleihen
Außerdem sind Aktienanleihen so konzipiert, dass sie für den Käufer nur ein sehr begrenztes Kursentwicklungspotenzial mit sich bringen. Außer bei speziellen Outperformance-Zertifikaten (und selbst da ab dem Cap) ist der Anleger an stark positiven Kursentwicklungen nicht (oder nicht direkt) beteiligt.
Als generelles Risiko, das Aktienanleihen aber nicht im Speziellen betreffen, sei außerdem das allgemeine Marktentwicklungsrisiko genannt. Es gilt für den gesamten Börsenmarkt als systematisches Risiko. Es bezeichnet den Bereich der Einflussfaktoren, die den gesamten Markt betreffen, also z.B. weltpolitische Ereignisse, Notenbankentscheidungen, allgemeine Marktentwicklungen etc.
Darüber hinaus gilt es, das Kursentwicklungsrisiko des zugrundeliegenden Basiswerts zu berücksichtigen, also der jeweiligen Unternehmensaktie. Hier können beispielsweise Managemententscheidungen, branchenspezifische Entwicklungen, Lieferengpässe etc. für erhebliche Auswirkungen auf die Kursentwicklung sorgen.
Aktienanleihen stehen mit den beiden letztgenannten Nachteilen wie gesagt auf der gleichen Seite wie alle anderen börsengehandelten Anlagemöglichkeiten. Dies betrifft vor allem Aktie und Anleihe, aber im Unterschied zu anderen Investments wie die meisten Bausparverträge, Lebensversicherungen, Sachwertinvestments und dergleichen.
Vorteile
Zwei wesentliche Vorteile bringt die Anlage in Aktienanleihen mit sich.
Zinszahlungen
Sie bietet anders als viele andere Finanzinstrumente durch die Zinszahlung bei Seitwärtsbewegungen des Marktes gute Chancen auf einträgliche Renditen. Sie sind daher vor allem für Börsenprofis und institutionelle Investoren ein enorm wichtiges Mittel, um auch bei wenig Bewegung in den Märkten Gewinne zu erwirtschaften.
Diese Gewinne sind gerade für Versicherungen, Staats- und Pensionsfonds ein notwendiges Mittel, um das eigentliche Tagesgeschäft finanzieren zu können.
Die oben aufgeführten Varianten bieten über die Standardaktienanleihe hinaus zusätzliche Möglichkeiten, verschiedene Aspekte einer komplexen Marktentwicklungserwartung abzubilden und mit entsprechenden Renditechancen zu verbinden.
Portfoliodiversifikation mit Aktienanleihen
Generell stellen Aktienanleihen wie alle anderen Anlagen eine Möglichkeit zur Portfoliodiversifikation dar. Sie erweitern das „klassische“ Spektrum der Anlageformen Aktien und Anleihen um ein Produkt, das Eigenschaften von beiden in sich vereint. Damit kann es ein weiteres stabilisierendes Standbein in komplexen Marktentwicklungen an der Börse darstellen.
Hedging
Durch die verschachtelten Züge von Eigen- wie Fremdkapital eignen sich Aktienanleihen auch für Formen des Hedging (engl. für „Stützen“). Dies meint eine Kombination von Portfoliopositionen, die auf Marktentwicklungen in gegensätzlicher Weise reagieren und damit gegen drohende einseitige Verluste schützen (= das Portfolio abstützen).
Gerade die noch komplexeren Formen von Aktienanleihen, also diejenigen mit einer Kombination zu Bonus- und Airbag-Zertifikaten, eignen sich für Formen der Risikobegrenzung. Dies deshalb, weil eingebaute Barrieren mögliche Verluste zumindest im Bezug auf den Basiswert gering halten.
Der deutsche Markt der Aktienanleihen in Zahlen
Innerhalb des mittlerweile geradezu gigantisch gewachsenen Marktes der Zertifikate (der deutsche Branchenverband BSW spricht von rund einer Million strukturierter Wertpapiere mit Bezug zu mehr als 3.000 Basiswerten (alle hier genannten Zahlen Stand Januar 2024) spielen die Aktienanleihen mit ca. 8 % Marktanteil eine nicht völlig unbedeutende Rolle.
Immerhin nehmen sie damit den dritten Rang innerhalb der Zertifikatkategorien ein.
Rang 2: Express-Zertifikate, Marktanteil ca. 23 %
Rang 3: Aktienanleihen, Marktanteil ca. 8 %
Rang 4-6: Discount- und Index-/Partizipationszertifikate (7 %), Kapitalschutzzertifikate (4 %)
Die – deutsche – Investmentwelt der Zertifikate führt den Bezug zum Basiswert Aktien fast immer an dritter Stelle, Rang 1 und 2 belegen sowohl in Umsatz wie in Anzahl Zinsen/Anleihen sowie Indizes.
Damit spiegelt sich auch hier die Herangehensweise vieler (deutscher) Investoren, bei denen der Aspekt Sicherheit eine sehr wesentliche Rolle spielt.
(Echte) Anleihen wie Unternehmens- oder Staatsanleihen bieten die größte Sicherheit, gefolgt von der meist guten Risiko-Streuung über Index-Investments.
Einzelne Werte bergen hingegen ein deutlich höheres Klumpenrisiko, also die Gefahr, quasi auf das falsche Pferd (und ausschließlich darauf) zu setzen.
Der deutsche Anbietermarkt ist nicht gerade unüberschaubar. Nur rund 10-12 Anbieter erzielen ein nennenswertes Umsatzvolumen mit dem Zertifikatshandel. Das ist insofern erstaunlich, als die monatlichen Umsätze mit Zertifikaten im Gesamtmarkt mittlerweile deutlich oberhalb der 100-Milliarden-Euro-Grenze liegen.
Nahezu jedes Segment der Zertifikate kennt dabei einen klaren Marktführer. Bei den Aktienanleihen ist es momentan (Stand 06/2024) die DZ Bank mit einem monatlichen Umsatz von 5 bis 6 Mrd. Euro und einem Marktanteil von 50-52 %. Es folgt mit deutlichem Abstand von Vontobel (1,4 Mrd. Euro, 12 %) und der DekaBank (1,2 Mrd. Euro, 10 %).
Fazit
Aktienanleihen stellen ein sehr interessantes, aber auch ebenso komplexes Anlageinstrument dar. Sie sind daher eher für sehr erfahrene Anleger mit tiefem Börsenwissen geeignet.
Mit ihrer speziellen Funktionsweise bzw. Konstruktion bieten sie eine gute Möglichkeit, trotz geringer Marktbewegungen an der Börse dennoch eine attraktive Rendite zu erzielen.
Für erfahrene Privatanleger mit volumenstarken Portfolien, möglicherweise sogar mit eigener Vermögensverwaltung, können sie daher eine interessante Erweiterung und ein stabilisierender Faktor innerhalb der Vermögenspositionen sein.
Da sie in einem systematischen Marktzusammenhang mit der Börse stehen, sollte ein breit aufgestelltes Portfolio jedoch unbedingt zunächst auf börsenunabhängige Positionen (wie Sachwerte: Immobilien, Infrastruktur, Private Equity) erweitert werden.https://www.hoertkorn-finanzen.de/wp-admin/post.php?post=40149&action=edit#save
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