Risikomanagement
geschätzte Lesedauer
Was versteht man unter Risikomanagement?
Nähern wir uns der Frage, was unter Risikomanagement zu verstehen ist, über Alltagserfahrungen an, dann wird der Einstieg schnell klar.
So gut wie alle Bereiche unseres Lebens sind mit Risiken verbunden – immer und überall begegnen oder drohen uns Gefahren von den verschiedensten Seiten her.
Das kann etwa das Innere unseres Körpers (z.B. Gefahr eines Schlaganfalls oder Herzstillstandes) betreffen, genauso wie unsere Umgebung (z.B. Gefahr eines Unfalls oder einer Verletzung).
Normalerweise „managen“ wir diese Risiken, indem wir nicht ständig über mögliche Einbrüche in unser Leben nachdenken und das tatsächliche Eintreten von Gefahrensituationen minimieren. Wir versuchen uns z.B. an einer gesunden Lebensführung und vermeiden gefährliche Situationen. Oder verzichten auf den nicht sachgemäßen Gebrauch gefährlicher Gegenstände als eine Form von persönlichem Risikomanagement.
Vom Risikomanagement im engeren Sinn spricht man allerdings erst dann, wenn auf systematische Weise bestimmte Situationen oder Vorgänge auf ihr Gefahrenpotenzial hin analysiert sowie die entsprechenden Instrumente bzw. Maßnahmen gesucht und installiert werden, um den Risiken wirksam zu begegnen.
Risikomanagement als unverzichtbares Instrument der Unternehmensführung
Solch (systematisches und professionelles) Risikomanagement ist in der modernen Geschäftswelt zu einem unverzichtbaren Instrument der Gestaltung und Kontrolle geworden und erstreckt sich weit über den Finanzsektor hinaus.
Im unternehmerischen Handeln kommt das Risikomanagement auf so gut wie allen Handlungsebenen wie insbesondere dem Projektmanagement und dem Qualitätsmanagement zum Tragen.
In einer Ära, die von ständigem Wandel, globalen Herausforderungen und komplexen Marktbedingungen geprägt ist, spielt das effektive Management von Risiken eine entscheidende Rolle für den langfristigen Erfolg von Organisationen.
Nicht in jedem Bereich und für alle Prozesse unseres beruflichen und privaten Alltags ist Risikomanagement jedoch gleichermaßen dominant. Allerdings gibt es gewisse „Grundrisiken“, die immer und überall auftreten.
Daher haben sich die verschiedenen Gesetzgeber und Kontrollgremien entschieden, für alle Sektoren des Wirtschaftslebens spezielle Normen und Regelungen festzulegen, die für die Behandlung von Risiken nationale und internationale Standards etablieren.
Wichtige gesetzliche Grundlagen für das Risikomanagement im Wirtschaftsleben generell stellen unter anderem die DIN ISO 31000:2018 und der Deutsche Corporate Governance Index dar.
Exkurs: Ein wichtiger Bereich für Risikomanagement außerhalb des Investmentsegmentes: Versicherungen
Dieser Artikel beschränkt sich weitgehend auf die Betrachtung des Aspektes Risiko und das entsprechende Risikomanagement im Hinblick auf Finanzanlagen. Viele der erörterten Sachverhalte und das damit verbundene Risikomanagement lassen sich in analoger Weise einfach auf andere Segmente übertragen.
Manche Punkte sind allerdings im Finanzbereich und seinem Risikomanagement besonders wichtig bzw. einzigartig.
In der Versicherungsbranche stellt der Faktor Risiko geradezu die Grundlage des Geschäftsmodells dar. Es basiert letztlich auf Wahrscheinlichkeiten, ob bestimmte Ereignisse eintreten oder nicht.
Alle Versicherten zahlen Beiträge, aber nur bei einem bestimmten Prozentsatz von ihnen treten tatsächlich diejenigen Fälle ein, welche die Versicherung zur Zahlung verpflichten.
Die genaue Risikoanalyse und Kalkulation mithilfe umfassender Informationen zur historischen (und, soweit möglich, zur zukünftigen) Wahrscheinlichkeit des Auftretens bestimmter Ereignisse – auch als Eintrittswahrscheinlichkeit bezeichnet – bildet also die Grundlage zur Berechnung der zu erwartenden Versicherungsleistungen und damit auch der Mitgliedsbeiträge.
Dass es sich hier nicht um starre (und schon gar nicht um einfache) mathematische Modelle handeln kann, zeigt sich in jüngster Vergangenheit.
Aufgrund des beschleunigten Klimawandels müssen z.B. Rückversicherungen ihre Kalkulationen auf einer ganz neuen Grundlage durchführen, da sich wesentliche Parameter zu ihren Ungunsten verschoben haben bzw. neu hinzugekommen sind.
Hier liegen die großen Herausforderungen für ein angemessenes Risikomanagement.
Zum Schutz der Versicherten und zur Stabilisierung und Kontrolle des gesamten Versicherungswesens werden im deutschen Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) EU-weit gültige Normen zum Risikoausgleich umgesetzt und verbindlich vorgeschrieben.
Auch „Solvency II“ ist eine EU-Richtlinie (Richtlinie 2009/138/EG) speziell für die Versicherungsbranche. Sie gibt vor dem Hintergrund einer ganzheitlichen Risikobetrachtung einheitliche Bewertungsvorschriften für Vermögenswerte und Verbindlichkeiten als Grundlage des Risikomanagements vor.
Haben Sie Fragen? Wir beraten Sie gerne
Risiko als wesentlicher Einflussfaktor im Investmentbereich
Die Notwendigkeit zum Risikomanagement ergibt sich aus der schlichten Tatsache, dass Investments auf zukünftige Entwicklungen abzielen. Die Zukunft insgesamt, aber auch weite und wesentliche Einzelaspekte von Entwicklungen lassen sich jedoch nicht präzise vorhersagen.
Jedes Handeln in der Gegenwart ist damit in seinen zukünftigen Auswirkungen nicht zu 100 % absehbar. Daher ist es mit Unsicherheiten verbunden – es ist riskant. Denn alles Erwartete könnte aus den verschiedensten Gründen auch anders kommen.
Für Banken, die im Investmentbereich eine herausragende Rolle einnehmen, sind eigene internationale Normen erlassen worden, um ihre Funktionalität sicherzustellen.
Unter anderem ist durch sie ein einheitliches Risikomanagement vorgeschrieben, das die Solvenz der Banken und Kreditinstitute gewährleisten soll.
Eine grundlegend Regelung ist z.B. der US-amerikanische Sarbanes-Oxley-Act. Dieses US-amerikanische Gesetz dient der Sicherstellung von Richtigkeit und Verlässlichkeit unternehmerischer Finanzdaten. Bekannter in Europa ist „Basel I-IV“ (erlassen vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht der G-10-Staaten) zum Erhalt der Zahlungsfähigkeit von Banken.
Innerhalb Deutschlands gelten flankierend die „Mindestanforderungen an das Risikomanagement“, die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erlassen wurden. Sie werden in Fachtexten gerne als MaRisk (BA) abgekürzt und erhalten die grundlegendsten Prinzipien für ein effektives Risikomanagement.
Das Pendant zu Risiken im Risikomanagement: Chancen
Den Risiken gegenüber stehen im Bereich der Kapitalanlagen erhebliche Chancen.
Das ist ein wesentlicher Unterschied zu unserer alltäglichen Wahrnehmung von Gefahren und Risiken, die nicht immer mit entsprechenden Chancen einhergehen (z.B. das Risiko eines Schlaganfalls). Bestimmte Gefahren gilt es daher schlechthin zu vermeiden – sie beinhalten keine Potentiale, bergen aber massive Risiken.
Risikomanagement im Investmentsektor bedeutet daher immer einen bewussten und systematischen Umgang mit eingegangenen Risiken mit dem Ziel, mögliche Chancen optimal nutzen zu können.
Denn kein Risiko einzugehen, ist aus den genannten Gründen (die Zukunft kann nicht 100% sicher vorhergesagt werden) keine Option, wenn man Investitionen tätigen will oder muss.
Schlussendlich liegt der Clou in einer sorgfältigen Abwägung der Risiken gegenüber den Chancen und gezielten Strategien, die ein Nutzen der Möglichkeiten bei gleichzeitigem Umgang mit den Risiken ermöglichen.
Modelle dafür sind beispielsweise
- die SWOT-Analyse: Strenghts (Stärken), Weaknesses (Schwächen), Opportunities (Chancen), Threads (Risiken/Bedrohungen), ein Instrument für strategische Unternehmensplanung und Personalführung.
- die PEST-Analyse (im deutschsprachigen Raum aus verständlichen Gründen oft lieber als STEP bezeichnet): Political, Ecological, Social, Technological. In unternehmerischen Kontexten ist sie ein Mittel zur Untersuchung von Märkten und Marktchancen.
Die Zuordnung des Aspektes der Risiken im Anlagedreieck
Im sogenannten Anlagedreieck, das die verschiedenen Ziele von Anlegern bei Investments und Grundaspekte von Investitionen in einen leicht verständlichen und sichtbaren Zusammenhang zu bringen versucht, nimmt das Risiko neben der Rendite und der Liquidität eine prominente Rolle ein.
Und auch wenn man hier mit der wichtiger werdenden Orientierung an Nachhaltigkeitskriterien (oft als ESG-Kriterien zusammengefasst: environment, social, government – Umwelt/Ökologie, Soziales, Unternehmensführung) eine vierte Dimension einführt, bleiben die Risiken ein wesentliches Element der Investmententscheidung.
Dabei ergibt sich normalerweise vor allem ein starker Zusammenhang zwischen Rendite und Risiko, wie auch die oben stehende Grafik zeigt.
Je höher das mit einer Kapitalanlage eingegangene Risiko, desto stärker wird der Kapitaleinsatz mit höherer Rendite belohnt.
Bei vielen Instrumenten des Risikomanagements handelt es sich um Software für Unternehmen, um Informationen und daraus abgeleitete Maßnahmen zu identifizieren und zur Verfügung zu stellen.
Damit kann mit geeigneten Methoden den Anforderungen der täglichen Praxis begegnen. Risikomanagement soll unternehmerisches Handeln ja nicht aufgrund der Menge an drohenden Gefahren verunmöglichen, sondern auf profunde prognostizierbare Füße stellen, um die sich bietenden Möglichkeiten nutzen zu können.
Hier finden Sie die aktuelle Investmentauswahl
Wesentliche Risiken im Finanzsektor
Die verschiedenen Gefahren im Finanzsektor lassen sich aus unterschiedlichen Gesichtspunkten für das Risikomanagement kategorisieren bzw. beschreiben. Die grundlegendste Einteilung für das Risikomanagement ist dabei wohl diejenige in systematische und unsystematische Risiken:
Systematische Risiken
Als systematische Risiken werden diejenigen umfassenden Einflussfaktoren bezeichnet, die alle Einzelwerte einer bestimmten Assetklasse oder alle Einzelwerten eines bestimmten Marktsegmentes gemeinsam treffen. Sie werden daher auch als marktbezogenes Risiko oder Marktrisiko bezeichnet.
Im Unterschied zum unsystematischen Risiko, das auf einzelne Unternehmen oder Einzelbereiche von Branchen bezogen ist, können systematische Risiken nicht durch Diversifikation innerhalb der Assetklasse verringert werden. Aus systematischen Gründen sind eben alle Einzelwerte betroffen.
Innerhalb der systematischen Risiken kann eingeteilt werden in Differenzierungen zwischen „sehr hoch“ bis „sehr niedrig“, um für Einzelwerte anzugeben, wie stark sie (historisch gesehen und daher aufgrund von Wahrscheinlichkeitsberechnungen) vom jeweiligen systematischen Marktrisiko getroffen werden.
Anleihen
In Bezug auf Anleihen kann beispielsweise als prinzipielles systematisches Risiko das Zinsänderungsrisiko benannt werden.
Es ist dann in der Regel als „sehr hoch“ einzustufen z.B. bei Staatsanleihen von Staaten, die in der Vergangenheit sehr oft Zinsänderungen vorgenommen haben. Hingegen als „sehr niedrig“ bei gegenteiligen, also extrem stabilen Zinsänderungsverläufen.
Das systematische Risiko besteht grundsätzlich aufgrund der Marktbewegungen und wird im Kapitalmarktgleichgewicht durch eine Risikoprämie entgolten.
Aktien und Wertpapiere
Um systematische Risiken im Sinne eines gezielten Risikomanagements bei Aktien und Wertpapieren zu messen, wird häufig der Betafaktor verwendet. Er beziffert die Volatilität einer Aktie im Vergleich zu einem Index, also z.B. dem DAX oder dem S&P 500.
So werden Wertpapiere eingeteilt in
- Risikolos (Wertpapier vollzieht Marktschwankungen nicht mit, Betafaktor gleich Null),
- Unterproportional zum Markt (Wertpapier macht Marktschwankungen nur in abgeschwächter Form mit, Betafaktor < 1),
- Proportional zum Markt (Wertpapier vollzieht Marktschwankungen gleich den Kursen des Gesamtmarktes, Betafaktor = 1),
- Überproportional zum Markt (Wertpapier schwankt stärker als der Markt, Betafaktor > 1).
Zinsinstrumente
Bei Zinsinstrumenten besteht die systematische Gefahr vorrangig im Zinsänderungsrisiko (oder auch kurz Zinsrisiko). Dieses umfasst verschiedene Aspekte wie zinsinduziertes Kursrisiko, variables Zinsrisiko, Wiederanlagerisiko und Yield Curve Risk.
All diese Begriffe beleuchten aus teils ähnlichen, teils unterschiedlichen Perspektiven immer das gleiche Phänomen: Variable Anleihezinssätze werden mit festverzinslichen Anlageinstrumenten verglichen, um Chancen und Risiken gegeneinander abzuwägen.
Das Wiederanlagerisiko versucht dabei in den Blick zu nehmen, wie hoch zu einem späteren Zeitpunkt (nämlich dem, zu dem die Wiederanlage des investierten Kapitals ansteht) das Risiko ist, einen veränderten Zinssatz vorzufinden.
Beim Yield Curve Risk („Zinsstrukturkurvenrisiko“) geht es um das Verhältnis der Zinssätze auf den verschiedenen Märkten (Geld-, Kapital- und Kreditmarkt) und die Stärke der Korrelation von Anlageinstrumenten.
Insgesamt wird das systematische Risiko auf die Gesamtmarktbewegungen eines repräsentativen Index bezogen. Im Kontext von Sachwertinvestments und ihrem Risikomanagement könnte dies beispielsweise bedeuten, wie stark die Sachwerte im Portfolio auf allgemeine Marktschwankungen reagieren.
Unsystematische Risiken
Als unsystematisch werden all diejenigen Risiken bezeichnet, die nicht mit dem Markt (-segment) als solchem gegeben sind, sondern sich (nur) auf ein bestimmtes Produkt oder Unternehmen beziehen.
Als Beispiel könnte man hier die Übernahme von Monsanto durch die Bayer AG anführen.
Monsanto ist (war) der Produzent des Agrarpflanzenschutzmittels Glyphosat, zu dem in den USA schon vor der Übernahme zahlreiche Gerichtsprozesse anhängig waren. Obwohl es der Chemiebranche an sich gut geht (systematisches Risiko niedrig), verband sich also speziell mit dem Unternehmen Monsanto bzw. dem Produkt Glyphosat ein vergleichsweise hohes unsystematisches Risiko.
In diesem Fall (und vergleichbaren Fällen) wird auch von Produktrisiko gesprochen.
Unter den unsystematischen Risiken können verschiedene spezifische Risiken firmieren, wie z.B.
- das Ausfallrisiko (ein Unternehmen könnte insolvent gehen),
- das Liquiditätsrisiko (ein Unternehmen könnte Schwierigkeiten mit seiner Zahlungsfähigkeit bekommen, obwohl prinzipiell ausreichend Werte im Unternehmen vorhanden wären),
- Das (bereits im Beispiel genannte) Produktrisiko (ein oder mehrere Produkte eines Unternehmens ist/sind von Gewährleistungsansprüchen, Garantien, Haltbarkeitsansprüchen o.ä. betroffen),
- Anbieterrisiken/Lieferkettenrisiko/Supply Chain Risk (wie hoch ist die Ausfallwahrscheinlichkeit innerhalb der Lieferkette, wie anfällig ist die Lieferkette für bestimmte Störungen und Unterbrechungen)
Unklare Zuordnung
Allerdings muss hier angemerkt werden, dass sich die genannten und viele weitere Risiken nicht immer eindeutig den Bereichen systematisch – unsystematisch zuordnen lassen. Denn das an sich unsystematische Anbieterrisiko kann zu einem systematischen werden, wenn einer ganzen Branche mit vielen Unternehmen ein einzelner oder sehr wenige Zulieferer gegenüberstehen.
Dies wurde zuletzt z.B. am Zusammenhang zwischen wenigen Chip-Herstellern und der davon abhängigen Computerbranche sichtbar.
Auch Währungsrisiken (= das Risiko, dass eine Währung im Vergleich zur eigenen Währung an Wert verliert) können in manchen Branchen unsystematisch sein, weil viele Firmen aus verschiedensten Ländern auf dem Markt vertreten sind.
In anderen Branchen mag es systematisch sein, weil die Branche hauptsächlich in einem bestimmten Land mit seiner Währung tätig ist (z.B. Reisproduktion; Hightech-Produkte, die es nur in einem bestimmten Land gibt).
Gleiches gilt etwa auch für politische Risiken, wenn bestimmte Rohstoffe (nur) in politisch instabilen Ländern vorkommen oder Grundbausteine der Produktions- und Lieferkette in Krisenregionen liegen.
Nicht-finanzielle Risiken
Mit den genannten politischen Risiken ist ein Bereich genannt, der bereits die rein finanzielle Betrachtungsweise überschreitet.
Traditionell konzentrierte sich das Risikomanagement im Finanzsektor stark auf finanzielle Risiken wie Marktschwankungen, Kreditrisiken und Zinsrisiken. In der jüngeren Zeit gewinnen jedoch solche nicht-finanzielle Risiken zunehmend an Bedeutung.
Dazu gehören Umweltauswirkungen, soziale Verantwortung, ethische Geschäftspraktiken (also die ESG-Kriterien für verantwortungsvolles Investieren) und vor allem auch Cybersicherheit.
Hier haben in den letzten Jahren die erhältlichen Informationen für die Risikoanalyse zur Identifikation und zum Bewerten eine wichtige Hilfe zur Verfügung gestellt, um im Management entsprechende Prozesse zum Risikomanagement aufzusetzen.
In der Anerkennung nicht-finanzieller Risiken als entscheidender Faktor für die Gesamtstabilität eines Unternehmens und als Rahmen für das eigene Investieren liegt daher ein wichtiger Paradigmenwechsel im Risikomanagement.
Die Integration dieser nicht-finanziellen Risiken in das Management stellt sicher, dass Unternehmen in ihrem Projektmanagement widerstandsfähiger gegenüber komplexen, sich ständig ändernden globalen Herausforderungen sind.
Dasselbe gilt für alle Arten von Investoren und ihre Anlagestrategien.
Die Einteilung von Anlageformen in Risikoklassen
Unser Wirtschaftssystem basiert ganz wesentlich darauf, dass möglichst viele Wirtschaftssubjekte möglichst viele Waren und Dienstleistungen anbieten.
Ziel ist, dass möglichst viel Kapital im ständigen Umlauf gehalten wird und für Investitionen zur Verfügung steht.
Um jedoch die unterschiedlichen Möglichkeiten des Kapitaleinsatzes verschiedener Wirtschaftssubjekte angemessen zu kategorisieren, hat der Gesetzgeber drei Ebenen der „Risikobehandlung“ definiert.
Einmal auf Seiten des Produktes bzw. der Anlageklassen, das/die in vordefinierte Risikoklassen eingeteilt wird/werden. Die anderen beiden Seiten werden von den Anbietern und den Nachfragenden der Produkte gebildet (siehe dazu die nächsten Punkte).
Die existierenden Anlageklasse (Anlageprodukte) können grob nach folgenden Risikostrukturen unterteilt werden:
- Ohne Risiko, Anlageklasse A. Darunter finden sich Bankkonten mit Festzins, kursstabile Sichteinlagen, Termingeld, Spareinlagen und Sparbriefe.
- Nur Zinsrisiko, Anlageklasse B. Kursstabile Zinsprodukte wie Kapitallebensversicherungen, Staatsanleihen mit Triple-A-Rating (AAA)
- Zins- oder Kursrisiko, Anlageklasse C. Leicht volatile Zinsprodukte, geringfügig volatile Aktien und Fondsprodukte wie z.B. Immobilien, Optionsanleihen, Euro-Rentenfonds, Anleihen und Geldmarktfonds.
- Zins-, Kurs- und/oder Währungsrisiko, Anlageklasse D. Volatile Produkte wie Edelmetalle, Aktienfonds, ETFs, Fremdwährungsanleihen, Investmentzertifikate.
- Totalverlustrisiko, Anlageklasse E. Sehr volatile Finanzinstrumente mit Eigenkapital wie Hedgefonds, Venture Capital, Rohstoffe, Futures, AIF.
Es gilt zu beachten, dass diese Einteilung sehr schematisch ist. Die Einteilung in „ohne Risiko“ zum Beispiel rechnet nicht mit Staats- und Bankenkrisen, Bürgerkriegen, umfassenden Umweltkatastrophen und dergleichen.
Das bedeutet auch, dass es eine Geldanlage „ohne Risiko“ im Prinzip eigentlich nicht gibt.
Gerade bei komplizierter strukturierten Finanzprodukten ab Anlageklasse C gilt es im Einzelnen und im Detail anhand der verfügbaren Informationen zu prüfen, worin genau die Risiken bestehen.
Anschließend sind sie im Rahmen der Risikoanalyse zu bewerten, um im Sinne des Risikomanagements eine profunde Anlageentscheidung treffen zu können.
Unterscheidung von institutionellem und persönlichem Risikomanagement
Im Zusammenhang mit dem Angebot und der Nachfrage nach Geldanlageprodukten spielt das Risikomanagement auf beiden Seiten eine Rolle. Auf der des Anbieters einer Geldanlage genauso wie auf Seiten dessen, der eine Kapitalanlage nachfragt.
Dabei sind Anbieter von Kapitalanlagen gesetzlich verpflichtet, bestimmte Standards beim Management möglicher Risiken einzuhalten.
Auf der Nachfrageseite ist zu unterscheiden zwischen Organisationen und Institutionen auf der einen Seite und Privatpersonen auf der anderen Seite. Erstere haben in der Regel ein eigenes Risikomanagent und müssen gesetzliche Regelungen beachten.
Risikomanagement bei Privatpersonen
Bei Privatpersonen allerdings gibt es keine gesetzlichen Vorgaben zum Risikomanagement. Stattdessen muss seitens der Anbieter von Kapitalanlagen systematisch die Risikoneigung der Person eruiert werden.
Hier bedeutet Risikomanagement, dass der Anbieter einer Finanzanlage die Kaufentscheidung des Kunden mit seiner Risikoneigung begründet in Einklang bringen muss.
Ein Beispiel für eine derartige Kundeneinstufung nach Risikobereitschaft kann wie folgt aussehen:
Risikoklassen für den sicherheitsorientierten Anleger
- Rein auf Sicherheit fokussierte Anleger
Volatilität der gewählten Anlageformen: 0 – 0,5 %
Extrem niedrige Risikobereitschaft –> Risikoklasse 1 - Stark sicherheits-orientierte Anleger
Volatilität der gewählten Anlageformen: 0,5 – 2 %
Niedrige Risikobereitschaft –> Risikoklasse 2 - Konservativ sicherheitsorientierte Anleger
Volatilität der gewählten Anlageprodukte: 2 – 5 %
Mittlere Risikobereitschaft –> Risikoklasse 3
Höhere Risikoklassen
Ab dieser Risikoklasse kommen klassischerweise erstmals Produkte der Anlageklasse C (siehe oben) in die Angebotsauswahl, z.B. Aktien.
In den Risikoklassen 1 und 2 wird normalerweise nur mit ausgezeichneten Staatsanleihen und Festgeld oder anderen Anlagemöglichkeiten der Produkt-Klassen A und B operiert.
- Ertragsorientiert-solide Anleger
Volatilität der gewählten Anlageprodukte: 5 – 10 %
Leicht erhöhte Risikobereitschaft –> Risikoklasse 4 - Konservativ-wachstumsorientierte Anleger
Volatilität der gewählten Anlageprodukte: 10 – 15 %
Erhöhte Risikobereitschaft –> Risikoklasse 5 - Der wachstumsorientiert-spekulative Anleger
Volatilität der gewählten Anlageprodukte: 15 – 25 %
Hohe Risikobereitschaft –> Risikoklasse 6
(Mögliche Geldanlagen in Optionsscheine, Futures, Junk-Anleihen etc.) - Extrem spekulative Anleger
Volatilität der gewählten Anlageprodukte: über 25 %
Sehr hohe Risikobereitschaft –> Risikoklasse 7
(Mögliche Geldanlagen in Hedgefonds, Drittländerfonds, Venture Capital)
Wie bereits erwähnt, obliegt es dem Finanzberater oder dem Vermittler von Finanzanlageprodukten, mit gezielten Fragen die Einstufung in die Risikoklasse vorzunehmen.
Dem privaten Anleger bleibt es allerdings selbst überlassen, ob er eine Form der systematischen Gefahrenanalyse und -Abwehr/-Behandlung unternimmt oder auf ein derartiges persönliches Risikomanagement verzichtet.
Bei Nichtbeantwortung kann es jedoch sein, dass der Anbieter der Kapitalanlage den Kunden nicht akzeptiert bzw. gar nicht akzeptieren darf.
Hier finden Sie die aktuelle Investmentauswahl
Institutionelles Risikomanagement – Management von Anbieterseite
Für alle Bereiche unseres Wirtschaftslebens gilt die DIN ISO 31000:2018 als verbindliche Leitlinie zum Umgang mit Risiken in jeglichen Organisationen.
Auch die darauf folgende DIN ISO 31001 beinhaltet Grundsätze und Leitlinien des Risikomanagements für Unternehmen.
Grundlegende Normen
Weitere grundlegende Normen stellen dar:
- DIN ISO 9000:2015-11: Umgang mit Risiken als Teil des Qualitätsmanagements
- ISO Guide 73:2009: Wortschatz zum Risikomanagement
- ISO 31010:2009: Techniken der Risikobewertung
Die maßgebende Norm ISO 31000:2018
Die Norm ISO 31000:2018 untergliedert den Bereich des Risikomanagements in folgende Prozesse:
- Festlegung des Anwendungsbereiches
- Kontexte (intern und extern) unterscheiden
- Risikokriterien festlegen
- Identifikation von Risiken
- Analyse der Risiken
- Bewerten der Risiken
- Behandlung von Risiken
- Maßnahmen, um den Risiken zu begegnen
- Pläne und Hilfen für den Umgang mit Risiken
- Prüf- und Dokumentationssystem für Effekte und Ergebnisse
- Verbesserungsmechanismen für das Risikomanagement
Insbesondere die Vorgänge der Identifikation, der Bewertung, der Behandlung und des gezielten Maßnahmeneinsatzes stellen das Kernstück des Risikomanagements dar.
Risikomanagement in der Praxis: Berechnung und Bewertung von Risiken
Bei der Bewertung von Risiken ist vor allem die Eintrittswahrscheinlichkeit und der quantitative Umfang des möglichen Schadens von Bedeutung.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein identifiziertes Risiko tatsächlich zum Schadensfall wird, lässt sich in der Regel über historische Daten und stochastische Modelle berechnen. Auch hier kann man einteilen in sehr hohe, hohe, geringe und sehr geringe Eintrittswahrscheinlichkeit und diese Kategorien in ein Punktsystem unterteilen.
Diese Punkte sind dann mit dem Ausmaß des Schadens, der ebenfalls in ein Punktsystem unterteilt werden kann (sehr hoch, hoch, etc), zu multiplizieren, um zur sogenannten Risikozahl zu gelangen. Mit Hilfe des Eintrags in eine Risikoskala kann man so verschiedene Gefahren sichtbar und kalkulierbar machen.
Am Ende stehen Kalkulationen wie „Mit 99 % Wahrscheinlichkeit liegt der Schaden beim Ereignis XY unterhalb von 1 Million EUR. Der Schaden würde sich also in geringem Maße auf das Jahresergebnis auswirken.“
Die Kennzahlen Value-at-Risk und Cashflow-at-Risk
Solche Kalkulationen bilden wiederum den Ausgangspunkt für Kennzahlen wie
- das Value-at-Risk-Konzept: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Verluste? Diese Kennzahl beeinflusst die Finanzplanung, insbesondere die Risiko-Rücklagenbildung. Sie kann aber auch auf generelle Unternehmensentscheidungen Einfluss nehmen, wenn bestimmte Verlustwahrscheinlichkeiten als zu riskant eingestuft und entsprechende Möglichkeiten dann verworfen werden.
- das Cashflow-at-Risk-Konzept: Wie stark beeinflussen bestimmte Schadensereignisse den Cashflow des Unternehmens? Dabei geht es vorrangig um das Vermeiden von Liquiditätsengpässen (Liquiditätsrisiko) und eine gesunde Finanzplanung.
Risikokategorien
Für Unternehmen generell kann als grundlegend die Einteilung der Risiken in folgende Kategorien angesehen werden:
- besonders hoch: existenzgefährdend
- hoch: erhebliche Auswirkungen auf Jahresergebnis
- mittel: negative Auswirkungen auf das Jahresergebnis
- normal: im Jahresablauf bewältigbar, also mit gewissen Maßnahmen und Anstrengungen ohne negative Auswirkung auf das Jahresergebnis
- gering: in den üblichen Abläufen berücksichtigt und daher auch ohne besondere Maßnahmen oder Anstrengungen ohne Einfluss auf das Jahresergebnis
Ein wesentliches Ziel ist dabei die Schaffung eines möglichst geringen Insolvenzrisikos, was zu einem guten Kreditrating führt (bedeutet vergleichsweise günstige Kreditkonditionen bei der Aufnahme von Fremdkapital).
Im Bereich der Finanzdienstleistungen gelten vor allem für Kreditinstitute weitere Vorgaben für das Risikomanagement. Sie wurden vom Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht der G-10-Staaten formuliert und sind unter der Abkürzung „Basel I-IV“ bekannt.
Risikomanagement auf der Anlegerseite
Anleger werden vor dem Gesetz in drei Kategorien unterschieden:
- Privatanleger: In allen Marktsegmenten aufs Höchste zu schützen, da sie aufgrund fehlender Erfahrung und Kenntnisse die Tragweite des einzugehenden Risikos nur unzureichend absehen können.
- Semiprofessionelle Anleger: Für bestimmte Marktsegmente mit ausreichend Kenntnissen und Erfahrung ausgestattet, um die Risiken bestimmter Geldanlagen ausreichend zu verstehen.
- Professionelle Anleger: Aufgrund umfassender Kenntnisse und Erfahrungen haben sie vollen Zugang zu allen Produkten und Märkten. Hierzu gehören insbesondere auch institutionelle Anleger wie Banken, Versicherungen, Staats- und Pensionsfonds.
Diese Einteilung gründet insbesondere auf dem Risikobewusstsein der verschiedenen Anlegertypen. Auch für Anlageberatungsgespräche ist das Risikoprofil des Anlegers einer der wichtigsten Punkte, die es zu eruieren und entsprechend zu dokumentieren gilt.
Das Risikomanagement professioneller Anleger kann hier außen vor bleiben, weil es sich dabei in aller Regel um Institute aus der Finanzbranche handelt, die ihrerseits an gesetzliche Vorgaben zum Risikomanagement gebunden sind.
Es handelt sich also um das, was bereits unter dem Punkt „Institutionelles Risikomanagement“ behandelt wurde.
Strategien für semiprofessionelle und private Anleger
Für semiprofessionelle und Privatanleger gibt es diese gesetzlichen Vorgaben zum Risikomanagement nicht. Nichtsdestoweniger gibt es Strategien, um mit verschiedenen Risiken umzugehen (die im Prinzip weitgehend analog zu dem Instrumentarium sind, das sich institutionellen Anlegern bietet).
Vier Strategien zum Risikomanagement seien hier vorgestellt:
Risikostreuung
Jedes einzelne Finanzanlageinstrument birgt gewisse Risiken. Um die jeweilige Eintrittswahrscheinlichkeit zu minimieren, sollte man daher die Risiken auf verschiedene Produkte streuen.
Dies kann zum einen horizontal geschehen, also auf einer Ebene in verschiedene Produkte oder vertikal, also in Produkte verschiedener Kategorien.
Hier können zum Beispiel Aktien-, Misch– oder Dachfonds genannt werden, innerhalb derer eine solche Risikostreuung bereits stattfindet. Im Fachjargon kommt in diesem Zusammenhang öfters das Wort „risikogemischt“ vor.
Risikostreuung meint bei Wertpapierfonds die Tatsache, dass Papiere unterschiedlicher Risikokategorien und -Bewertungen enthalten sind.
Bei Sachwertfonds bedeutet es die Mischung unterschiedlicher Einnahme- und/oder Nutzungsarten.
Ein geschlossener Immobilienfonds gilt insofern als risikogemischt, wenn er mindestens drei Immobilien enthält oder die Immobilien unterschiedlich genutzt werden (z.B. durch mindestens drei Mieter).
Diversifikation von Anlageklassen
Eine breitere und tiefere Form der Streuung ist die sogenannte Diversifikation.
Sie bezecihnett die Aufteilung des angelegten Kapitals auf verschiedene Assetklassen (also Streuung nicht nur innerhalb einer Anlageklasse wie Aktien).
Ein gut diversifiziertes Anlageportfolio enthält dann neben Aktien und Anleihen auch Sachwerte wie Immobilien, Edelmetalle, unternehmerische Beteiligungen, Private Equity, Rohstoffe, Derivate etc.
(Re-) Balancing
Beim (Re-) Balancing geht es darum, mittels Streuung und Diversifikation die richtige Balance im eigenen Anlageportfolio zu finden und zu erhalten.
Dazu bedarf es einer regelmäßigen Überprüfung der enthaltenen Positionen und einer aktuellen Risikoeinschätzung bzw. -Bewertung.
Weil das mitunter einen hohen Aufwand und entsprechende Expertise erfordert, orientieren sich viele Anleger an Anlageprofis, die ihre Anlageentscheidungen oft medienwirksam kommentieren und begründen (z.B. Warren Buffett, Larry Fink, …).
Hedging
Die höchste Kunst beim Austarieren von Risiken besteht darin, Anlagen mit unterschiedlichen Risikoprofilen so zu nutzen, dass sie sich gegenseitig abstützen (engl. to hedge = dt. stützen).
Wenn z.B. historisch gesehen der Goldpreis steigt, wenn der Dollar fällt, kann man beide Positionen im Portfolio so dosieren, dass der Gesamtwert der Kapitalanlagen insgesamt stabil bleibt. Gerade auch Derivate spielen hier eine wichtige Rolle, erfordern zugleich aber auch ein sehr hohes Maß an Expertise und Erfahrung, um mit ihnen richtig umzugehen.
Für Privatanleger und semiprofessionelle Investoren bietet es sich aufgrund der Komplexität der Märkte und Produkte in jedem Fall an, professionelle Hilfe bei der Erstellung eines gut gestreuten und diversifizierten Anlageportfolios in Anspruch zu nehmen.
Das ist zwar mit Kosten verbunden – man spart sich aber zugleich in aller Regel die bösen und teuren Überraschungen für den Fall, dass man das Risikomanagement auf die leichte Schulter nähme.
Hier finden Sie die aktuelle Investmentauswahl
Weitere wichtige Begriffe des Risikomanagements
Im Management von Gefahren und Risiken tut sich ein weites Feld auf, das sich aufgrund seiner Breite, Tiefe und Komplexität enorm schwer systematisieren lässt.
Daher seien im Folgenden noch einige weitere wichtige Begriffe erwähnt und erklärt, die einen gewissen Einblick zulassen und möglicherweise Ansatzpunkte für eine weitergehende Recherche bieten:
- Risikoaggregation – Die methodische Erfassung, Gewichtung und Aufrechnung aller erkennbaren Risiken, um ein Gesamtbild des bestehenden Risikos zu erhalten.
- Risikointerdependenz – Viele Einzelrisiken haben oft einen inneren Zusammenhang, z.B. politische Risiken und Währungsrisiken. Andere haben keinerlei Korrelation miteinander. Will man Risiken gegeneinander abstützen, sind Erkennen und Analyse der Zusammenhänge unerlässlich.
- Risikomatrix, Risikograph – Eine Zusammenschau aller absehbaren Risiken mit Gewichtung nach Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensausmaß.
- Risikotransfer – Manche Risiken lassen sich auslagern oder gar versichern. Damit geht ein Großteil des Risikos auf andere Rechtssubjekte oder den Versicherungsgeber über, wird also „transferiert“.
- ALARP-Prinzip (As Low As Reasonably Practicable) – Eine Art Risiko-Nutzen-Analyse, um Entscheidungen über Maßnahmen zu treffen (wird ein Projekt durchgeführt oder nicht?). Zu deutsch: Das Risiko „so niedrig wie vernünftig praktizierbar“ halten.
- RAMS-Management – Reliability – Verlässlichkeit, Availability – Verfügbarkeit, Maintainability – Instandhaltbarkeit, Safety – Sicherheit. Ein Projektmanagement-System zur Sicherstellung der genannten Faktoren im Sinne der Aufrechterhaltung eines Betriebes und dessen wirksamen Schutz vor Risiken.
- Grenzrisiko – Risiken werden anhand von Standards in Grade eingeteilt, die Grenze wird bei „gerade noch vertretbar“ und „gerade nicht mehr vertretbar“ gezogen. Das Grenzrisiko ist das gerade noch vertretbare Risiko.
- Restrisiko – Auch bei Anwendung aller Standards und Vorkehrungen bleibt ein unkalkulierbares Risiko übrig, das Restrisiko. Dieser Tatsache müssen sich Wirtschaftssubjekte bei allem Bemühen um Sicherheit, Schutzmechanismen und Transparenz gewahr sein.
Spezielle Risiken bei Sachwertinvestments
Auch wenn das Feld der Sachwertinvestments eine große Breite abdeckt und schwierig zu vereinheitlichen ist, geht es doch in seiner Gesamtheit mit einem speziellen Risiko einher: Illiquidität.
Im Gegensatz zu liquiden Anlagen, die schnell gekauft oder verkauft werden können, erfordern Sachwerte oft einen längeren Zeithorizont und können schwerer unmittelbar in Bargeld umgewandelt werden.
Diese Illiquidität von Sachwertinvestitionen kann verschiedene Ursachen haben, von langen Bindungsfristen bis zu einem begrenzten Markt für bestimmte Vermögenswerte.
Eine transparente Kommunikation über die Laufzeit und Liquidität der gewählten Sachwertinvestitionen ist entscheidend. Investoren müssen verstehen, dass Sachwertinvestitionen oft langfristige Engagements sind und nicht kurzfristig wieder liquidiert werden können.
Der Gefahr der Liquiditätsbeeinträchtigung steht die Chance auf Stabilität, langfristige Wertsteigerung und regelmäßige Ausschüttungen gegenüber. Insbesondere bei Immobilieninvestments in Top-Lagen konnten über die letzten Jahrzehnte hervorragende Renditen erzielt werden.
Für die attraktivsten Städte und Metropolregionen besteht auch weiterhin die Aussicht auf hohe Stabilität, gute Erträge und starke Wertentwicklungen.
Geradezu im Gegensatz zur oft erhofften Stabilität steht eine weitere Gefahr, die speziell bei einigen Sachwerten verstärkt auftritt, nämlich die der höheren Volatilität. Dies betrifft vor allem Rohstoffe und Edelmetalle, kann aber unter bestimmten Umständen auch Immobilien, Flugzeuge, Schiffe, Container und dergleichen treffen.
Oft sind es globale Entwicklungen (man denke nur an die Corona-Krise), die zu umfassenden Wertkorrekturen in bestimmten Bereichen führen und dann auch viele Sachwerte erfassen. Weil sie nicht schnell liquidierbar sind, ist der Investor den Wertschwankungen oft mehr oder weniger hilflos ausgesetzt.
Wie bei den liquiden Märkten hilft in solchen Momenten oft ein langer Atem, um die Erholung der Märkte abzuwarten. Auch Geduld kann ein Instrument des Risikomanagements sein.
Fazit: Umgang mit Chancen und Risiken
Der intensive Blick auf die Risiken und das entsprechenden Risikomanagement darf nie verstellen, dass sie vor allem deshalb zu erkennen und dann genau zu analysieren sind, damit man sie in ein Gegenüber zu den Chancen bringen und möglichst genau kalkulieren kann.
Der heutige Stand der Digitalisierung und der Anwendung von computergestützter Analyse und Prozessoptimierung wird dabei zu einer immer präziseren und umfassenderen Hilfestellung, um im Risikomanagement nicht dem eigenen Bauchgefühl, sondern soliden Daten und Berechnungen folgen zu können.
Die Märkte, Produkte und Möglichkeiten haben ein Maß an Komplexität und Interdependenz erreicht, bei dem nicht zuletzt Künstliche Intelligenz einen enormen Beitrag zur Komplexitätsbewältigung leisten kann.
Darüber hinaus ist für Investoren nach wie vor die individuelle Beratung das wichtigste Instrument, um die persönliche Risikoneigung mit den verschiedenen Möglichkeiten des Marktes im Sinne eines Risikomanagements in Einklang zu bringen.
Behalten Sie den Markt im Überblick
- Exklusive Nachrichten
- Aktuelle Expertengespräche
- Exklusiver Zugang
- Ausführliche Hintergrundinfos
– Weitere interessante Themen:
Was ist ein Alternativer Investmentfonds?
Was verbirgt sich hinter dieser lukrativen Kapitalanlage? Erfahren Sie hier, was diese Form der Investmentfonds ausmacht und welche Vorteile Sie dadurch erhalten.
Was ist ein Club Deal?
Erfahren Sie mehr über die Chancen von Club-Deals. Wir ermöglichen Ihnen exklusive Zugänge zu diesen Investments.
Unsere aktuellen Alternativen Investmentfonds
Von uns für Sie geprüft. Finden Sie hier Ihr passendes Investment.
ProvenExpert Badge
ProvenExpert Bewertungssiegel
Adresse
Hörtkorn Finanzen GmbH
Oststraße 38-44
74072 Heilbronn
Kontakt
Telefon: (07131) 9 49-206
Telefax: (07131) 9 49-209
E-Mail: info@hoertkorn-finanzen.de