Wagniskapital
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Von Wagniskapital wird im Zusammenhang mit sehr jungen Unternehmen oder Gründungs- bzw. Sonderprojekten für Unternehmen gesprochen.
Es geht um Geld für Investitionen, die aufgrund des frühen Entwicklungsstadiums noch besonders hohen Risiken ausgesetzt sind.
Mit etwas anderen Schwerpunkten wird das gleiche Thema auch in den Artikeln „Risikokapital“ und „Venture Capital“ behandelt.
Was ist Wagniskapital?
Dieser Definition gemäß werden die Begriffe „Risikokapital“ und (das englische) „Venture Capital“ synonym gebraucht.
Etwas unglücklich, sind doch die beiden deutschen Übersetzungen mit „Wagnis“ und „Risiko“ gerade in finanziellen Kontexten eher negativ besetzt.
Das englische Wort venture ließe sich auch neutraler mit „Unterfangen“ oder „Vorstoß“ übersetzen. Es mag hilfreich sein, sich für die weiteren Ausführungen diese etwas neutraleren Konnotationen präsent zu halten.
Zum Einsatz kommt Wagniskapital fast ausschließlich als eine Eigenkapitalbeteiligung an Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind.
Insofern handelt es sich um eine spezielle Form von Private Equity. Eine solche außerbörsliche Unternehmensbeteiligung ist vor allem für junge Unternehmen, sogenannte Startups / Start-ups, und Unternehmen in der Gründungsphase (sog. seed stage) wichtig.
Wagniskapitalgeber bleiben allerdings meist außerhalb der Unternehmensführung und -organisation, im Gegensatz zum klassischen Private Equity mit seiner intensiven Zusammenarbeit mit dem Management und dem Eingriff in Entscheidungen und Strukturen.
Darüber hinaus spricht man von Wagniskapital auch, aber deutlich seltener, bei schon etablierten Unternehmen, die in einen neuen Bereich oder ein neues Projekt investieren und sich damit aus ihrem Kernbereich herauswagen.
Der Einsatz von Wagniskapital ist in bestimmten Branchen besonders verbreitet, z.B. in den Frühphasen von High-Tech-Unternehmen und im Software-Entwicklungsbereich (insbesondere für digitale Medien).
Dort stehen einem hohen Finanzbedarf nur geringe Sicherheiten in Form von tatsächlich vorhandenen Gütern gegenüber.
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Wie funktioniert Wagniskapital?
Auf den ersten Blick scheint Geld gleich Geld zu sein – entweder man hat es, oder man hat es nicht.
Wenn man es hat, kann man es für verschiedene Zwecke verwenden. Hat man es, muss man eben schauen, wo man es herbekommt, wenn es dringend benötigt wird.
Auf den zweiten Blick allerdings gibt es sehr große Unterschiede in der Art und Weise, wie Geld „funktioniert“.
Dies zeigt sich darin, unter welchen Rahmenbedingungen es zur Verfügung gestellt und eingesetzt wird und welche Auswirkungen es daher auf den laufenden Betrieb hat.
Eigen- oder Fremdkapital
Die erste, grundlegende Unterscheidung ist zunächst einmal die in eigenes oder fremdes (geliehenes) Geld, genannt Eigen– und Fremdkapital.
Schon auf der Ebene dieser Unterscheidung ist es interessant, dass Wagniskapital häufig nicht vollkommen eindeutig entweder dem einen oder dem anderen zugerechnet werden kann.
Es nimmt vielmehr oft eine Zwischenstellung ein.
Wie bereits gesagt wurde, handelt es sich an sich um Eigenkapital, das allerdings von „außen“, also einem Wagniskapitalgeber, einem Startup zur Verfügung gestellt wird.
Manchmal geschieht dies explizit in der Form von Mezzanine-Kapital / Mezzanine-Finanzierung wie etwa Wandelanleihen oder nachrangige Darlehen. Häufig klar als Form des Eigenkapitals, gelegentlich aber auch als komplizierte Kreditform und damit eher als Form des Fremdkapitals.
Mehrheits- oder Minderheitsbeteiligung
Dieser Kapitalgeber wird dadurch in einer Form Mitbesitzer oder Anteilseigner des Unternehmens. Je nach der Höhe der Beteiligung geschieht dies als Minderheits-, gleichberechtigte oder Mehrheitsbeteiligung.
Im Fall von Wagniskapital handelt es sich in den meisten Fällen um Minderheitsbeteiligungen. Das bedeutet, dass wichtige Entscheidungen und Fragestellungen in der Verantwortung der Unternehmensinitiatoren bleiben und nicht von Investoren quasi „diktiert“ werden können.
Oft werden allerdings bestimmte Entwicklungsschwellen definiert, bei deren Erreichen eine weitere Tranche der zugesagten Mittel freigegeben wird.
Häufig fungieren Investoren von Wagniskapital auch als stille Gesellschafter, mit ähnlich geringen Mitspracherechten (stille Beteiligung).
Schnelle Gewinne oder nachhaltige Entwicklung
Viele Investments und Anlagemöglichkeiten sind mit kurzen oder mittellangen Laufzeiten verbunden. Dies ist natürlich der Liquidität (-splanung) der Investoren sehr dienlich.
Wird in ein Unternehmen investiert, kann dies allerdings auf Seiten des Managements zu relativ kurzen Perioden der Planung und Entwicklung führen, um Investorenwünschen gerecht zu werden.
Beim Einsatz von Wagniskapital ist von vornherein mit längeren Zyklen zu rechnen. Entwicklung und Etablierung junger Unternehmen bedürfen gewisser Zeiträume, die selten unter 10 Jahren liegen.
Darüber hinaus sind Wagniskapitalbeteiligungen sehr häufig nicht nur mit dem Zur-Verfügung-Stellen von Geldmitteln, sondern auch mit dem Einbringen von Informationen und Know-how verbunden.
Insbesondere die sogenannten Business Angels, die meist aus der gleichen Branche wie die Unternehmensgründer stammen, verfügen durch ihre Erfahrung über Kontakte, Netzwerke und Branchenkenntnisse, die für Startups manchmal genauso bedeutend sind wie das eingebrachte Kapital.
Aufgrund dieses eingebrachten Wissens wird solches Wagniskapital dann auch als smart money bezeichnet.
Verzinsung oder Exit-Multiple
Wer Kapital zur Verfügung stellt, tut dies selten aus rein altruistischen Zwecken. Die Erwartung einer Verzinsung des eingesetzten (geliehenen) Kapitals gehört zu den Grundzügen der Finanzwirtschaft und allen Wirtschaftslebens.
Bei Eigenkapitalbeteiligungen erwarten Investoren normalerweise eine mindestens jährliche Ausschüttung der erwirtschafteten Gewinne (z.B. in Form einer Dividende bei Aktiengesellschaften).
Wagniskapital jedoch verzichtet in aller Regel auf jährliche Ausschüttungen, sondern zielt ganz auf den (Wieder-) Verkauf der Beteiligung ab.
Eine vereinfachte Form des sogenannten Exit-Multiple gibt an, zum wievielfachen des ursprünglich eingesetzten Kapitals die Beteiligung verkauft werden kann.
Bei Wagniskapital liegt dieser Wert häufig bei mehr als dem Zehnfachen, weil das Risiko entsprechend hoch ist.
Risiko und Rendite
Wie der Name schon nahelegt, ist Wagniskapital besonderen Risiken ausgesetzt. Es wird zu einem Zeitpunkt zur Verfügung gestellt, zu dem möglicherweise noch nicht viel mehr als die Idee zu einer Unternehmung vorhanden ist.
Es ist also äußerst schwer kalkulierbar, ob und wie sich das Unternehmen zu einer Erfolgsgeschichte entwickeln lässt.
Wenn das aber gelingt, bergen Investments in der frühesten Entwicklungsphase enorme Renditechancen in sich.
Diese Möglichkeiten drücken sich nicht mehr in schlichten Prozentzahlen der Kapitalverzinsung aus, sondern in der Vervielfachung des Kapital, weshalb man auch von Multiples spricht.
Es gehört zu einem Proprium der Start-up-Szene, dass bei Gelingen des Investments oft mehr als das Zehnfache des eingesetzten Kapitals dabei herausspringt.
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Woher kommt Wagniskapital?
Mit den beschriebenen Eigenschaften und Funktionsweisen liegt es auf der Hand, dass Wagniskapital nicht einfach so zur Verfügung steht.
Somit wird es auch üblicherweise von spezialisierten Gesellschaften vergeben und betreut. Das sind die sogenannten Wagniskapitalgesellschaften oder Wagnisfinanzierungsgesellschaften.
Banken und Kreditinstitute sind ohnehin durch die gesetzlichen Vorgaben in der Kreditvergabe sehr eng an das Vorliegen von Sicherheiten gebunden, die bei Start-ups häufig nicht gegeben sind.
Fremdkapital ist also sehr schwierig zu bekommen, noch dazu mit laufenden Zins- und Tilgungszahlungen verbunden und daher für die benötigte Liquidität des Unternehmens ohnehin nicht vorzuziehen.
Somit schafft Wagniskapital in Form von Eigenkapital oft genug erst die Basis, um in den Augen von Kreditinstituten darlehenswürdig zu werden. Ist ein gewisser Sockel an Eigenkapital vorhanden, dient es als Sicherheit für die Kreditvergabe.
Das Unternehmen kann dann mithilfe einer Mischfinanzierung aus Eigen- und Fremdkapital die zur Verfügung stehenden Geldmittel stark erweitern.
Als Basis dafür bedarf es immer des Wagniskapitals, das prinzipiell aus zwei Quellen stammen kann. Einmal durch Mittel der öffentlichen Hand, zum anderen aus privaten, unternehmerischen Initiativen.
In der Praxis begegnet uns sehr oft eine Mischform aus beiden.
Es handelt sich um Zusammenschlüsse von öffentlicher Hand und privatwirtschaftlichem Engagement (sogenannte Public Private Partnership), wodurch die Risiken besser verteilt werden.
Mit Beteiligung der öffentlichen Hand
Der Staat hat, genauso wie staatliche Zusammenschlüsse wie die Europäische Union, ein starkes Interesse an innovativen unternehmerischen Ideen. Das liegt darin begründet, dass dadurch Entwicklung vorangetrieben wird, Arbeitsplätze entstehen und sich die wirtschaftliche Konkurrenzsituation belebt.
Dies führt, – so die Theorie der Marktwirtschaft – zu einer allgemeinen Steigerung der Wohlfahrt und nicht zuletzt zu wachsenden Steuereinnahmen, aus denen sich der Staat mit seinen vielfältigen Aufgaben finanziert.
Es verwundert also nicht, dass es eine enorme Bandbreite an Fördermöglichkeiten für Jungunternehmer und Startups gibt, die sich ganz oder teilweise aus staatlichen Mitteln speisen.
Hier ein kurzer Überblick zu den wichtigsten Förderinititativen, wie sie auch vom BMWK benannt werden.
Invest
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bietet in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (ehemals Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, BMWi, jetzt BMWK) eine Förderung für Investoren in Form eines Erwerbs- und eines Exitzuschusses.
Außerdem ist es mit finanziellen Erleichterungen für die Unternehmensgründer verbunden, sofern sie sich als Kapitalgesellschaft (AG oder, in Deutschland häufiger, GmbH) einer innovativen Branche strukturiert haben.
Der Erwerb von Anteilen an einem solchen Start-up wird ab einer Höhe von 10.000 EUR mit mittlerweile 25% bezuschusst und steuerfrei erstattet. Jährlich können weitere Anteilskäufe bis zu 500.000 EUR gefördert werden.
Beim Verkauf der Anteile, also dem Exit, werden – verknüpft mit einigen spezifizierenden Bedingungen – weitere 25% des Veräußerungsgewinns steuerfrei gestellt.
Exit
Dieses Förderprogramm zielt dezidiert auf Gründungen direkt aus der Wissenschaft heraus, mit Schwerpunkten auf High Tech und Künstliche Intelligenz (KI).
Auch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen können entsprechende Mittel beantragen und erhalten.
Das Programm untergliedert sich in „Exist Gründerstipendium“ und „Exist Forschungstransfer“, außerdem fördert „Exist Potentiale“ konkrete Hochschulen mit innovativen Projekten.
Die Investitionen staffeln sich in unterschiedlichen Laufzeiten für die unterschiedlichen Bedürfnisse innovativer Unternehmensgründungen.
High-Tech-Gründerfonds
Der HTGF ist ein typisches Beispiel einer Public-Private-Partnership.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz BMWK investiert in Zusammenarbeit mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau KfW und mehreren Unternehmen aus der Industrie bis zu vier Millionen Euro in einzelne Gründungen der Hochtechnologie-Branche.
Das Volumen der inzwischen vier in diesem Programm aufgelegten Fonds liegt mittlerweile bei insgesamt mehr als 1,2 Mrd. Euro.
Förderberatung des Bundes
Für Innovation und Forschung gibt es eine eigene Finanzierungs- und Förderberatungsstelle des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, um interessierten und bedürftigen Existenzgründern beim Weg durch die Anfangsschwierigkeiten behilflich zu sein.
Insbesondere die verschiedenen Möglichkeiten bundeseigener Förderung stehen dabei im Vordergrund, aber auch Informationen und Hinweise zu privatwirtschaftlichen Investoren für Unternehmensgründungen.
German Accelerator
Dieses als GmbH aufgestellte und vom BMWK geförderte Unternehmen soll deutschen Gründungen helfen, in ausländische Märkte zu wachsen, insbesondere in den USA und Asien.
Dabei geht es auch, aber nicht vorrangig um finanzielle Mittel. Vor allem Know-how, lokale Netzwerke und die Vermittlung an Partner und der Link zu Investoren stehen im Vordergrund.
Wiederum handelt es sich um eine Public-Private-Partnership, in der erfolgreiche Unternehmer mit Investoren, Experten und innovativen, expansiven Start-ups den globalen Durchbruch anvisieren.
Zukunftsfonds
Bei diesem Instrument handelt es sich um einen Beteiligungsfonds für Zukunftstechnologien im Volumen von 10 Mrd. EUR.
Er soll das Feld deutscher Existenzgründungen in dieser Branche aus dem internationalen Mittelfeld in eine Spitzenposition manövrieren.
Dahinter steht die Einsicht, dass die kapitalintensive erste Wachstumsphase in Deutschland nach wie vor zu wenig privatwirtschaftliche Investoren findet, was leicht zu einer Verschleppung von Innovation und Wachstum führt.
Der Standort Deutschland droht damit gegenüber der internationalen Konkurrenz ins Hintertreffen zu gelangen – ein Szenario, dem der Zukunftsfonds entgegenzuwirken sucht. Der Zukunftsfonds kooperiert mit anderen deutschen und europäischen Partnerprogrammen sowie institutionellen Investoren, um dem enormen Förderungsbedarf wirksam zu begegnen.
DeepTech Future Fonds
Aus Mitteln des Zukunftsfonds und des European Recovery Program (ERP) werden sogenannte Deep-Tech-Unternehmen (sozusagen die Extremform von High-Tech) so gefördert, dass trotz massiver finanzieller Unterstützung deren Selbständigkeit gewahrt bleibt.
Mit anderen Worten: es handelt sich um Mischfinanzierungen mit Vorrang auf Fremdkapital-Formen.
Dem Fonds stehen bis 2033 ca. 1 Mrd. EUR für Projekte zur Verfügung.
coparion
Hierbei handelt es sich um einen expliziten Venture-Capital-Fonds für Risikokapitalbeteiligungen in Deutschland mit Sitz in Köln.
Der Fonds wird allerdings weitestgehend aus Mitteln der öffentlichen Hand (KfW, ERP-Sondervermögen, Europäische Investitionsbank EIB) finanziert.
Einige private Leadinvestoren stehen in enger Kooperation mit coparion, dessen Fokus klar auf Technologieunternehmen und deren Weiterentwicklung mit neuen Produkten, Verfahren oder Dienstleistungen liegt.
coparion arbeitet vorrangig mit Eigenkapitalbeteiligungen, richtet sich in der konkreten Beteiligungsform aber nach den privaten Lead-Investoren.
ERP/EIF-Dachfonds
Das European Recovery Program und der Europäische Investitionsfonds haben einen Dachfonds aufgelegt, der sich seinerseits mit einem Volumen von 3,7 Mrd. EUR an verschiedenen Wagniskapitalfonds der öffentlichen und privaten Hand beteiligt.
Der Fonds ist zwar branchenoffen ausgerichtet, legt aber durchaus einen Fokus auf den Technologie-Sektor.
European Angels Fund Germany
Aus dem genannten Dachfonds fließen 400 Mio. EUR in den European Angels Fund Germany EAF.
Er fungiert als Koinvestor für erfahrene Business Angels bei deren Engagement in innovative Existenzgründungen, wiederum konzentriert auf den Bereich Technologie. Der EAF potenziert die Mittel eines Business Angels und verteilt dadurch auch das eingegangene Risiko auf mehrere Schultern.
GFF EIF Wachstumsfazilität
Ebenfalls unter der Ägide des Zukunftsfonds wurde eine Kooperation aus German Future Fonds und Europäischem Investitionsfonds mit einem Volumen von 3,5 Mrd. EUR aufgelegt.
Im Fokus stehen großvolumige Wachstumsprojekte mit unterschiedlichen Finanzierungsarten für Start-ups. Abgerufen werden können die Mittel insbesondere von Business Angels und Fondsmanagern, weniger direkt von den Unternehmen selbst.
ERP-VC-Fondsinvestment
Das European Recovery Program besteht aus einem Sondervermögen, aus dem in Zusammenarbeit mit der KfW Investments in Wagniskapitalfonds getätigt werden.
Der Schwerpunkt liegt auf Fonds mit Zielunternehmen in Deutschland und Europa, die einzelnen Fonds-Beteiligungen liegen bei maximal 25 Mio. EUR.
Die Palette der Beteiligungen ist relativ breit angelegt, sie reicht von IT und E-Commerce über Biotech, Life Science, MedTech und Cleantech bis hin zu sogenannten Social Venture Fonds, sie sich im sozialen Bereich an dort agierenden Unternehmen beteiligen.
Auch die Art der Beteiligung kann variieren. Von klaren Eigenkapitaleinlagen (z.B. als Minderheitsgesellschafter) über Mezzanine-Finanzierungen bis hin zu darlehensähnlichen Fremdkapitalgaben (Venture Loan, Growth Debt, Venture Debt) reicht die Palette.
Wagniskapital aus unternehmerischer Initiative
Während für den Staat bei der Unterstützung für junge, innovative Unternehmen die langfristige Perspektive von Standortentwicklung, Arbeitsplätzen und internationaler Marktkonkurrenzfähigkeit im Vordergrund steht, sind die privatwirtschaftlichen Ansätze zur Investition in Wagniskapital enger mit den Zielen der Rendite und / oder der eigenen Unternehmensentwicklung verknüpft.
Corporate Venture Capital
Im Sinne dieser eigenen Unternehmensentwicklung gründen beispielsweise große Konzerne Tochtergesellschaften, die für den Mutterkonzern in strategischer Hinsicht nach Investments in Start-ups Ausschau halten. Man spricht hier vom sogenannten Corporate Venture Capital.
Die investierten Zielunternehmen werden möglicherweise später sogar vollständig in den Konzern integriert, wenn sie sich zu einer sinnvollen Ergänzung der bestehenden Geschäftsfelder entwickeln.
Venture Capital Gesellschaften und Fonds
Innerhalb des Sektors Private Equity, also außerbörslicher Unternehmensbeteiligungen, haben sich Investmentgesellschaften auf das Geschäft mit Start-ups und Existenzgründern spezialisiert.
Sie konzipieren dann meist innerhalb einer Dachfonds-Zielfonds-Struktur Investmentvermögen, sammeln von den verschiedensten Anlegerkategorien enorme Summen ein und legen sie gezielt in ausgewählte Startups an.
Durch die Streuung auf viele Beteiligungen (= Zielunternehmen / target) erreichen sie eine vergleichsweise hohe Risikostreuung und bieten Anlegern sehr interessante Rendite-Perspektiven.
Auch klassische Private-Equity-Gesellschaften entwerfen immer häufiger spezielle VC-Fonds innerhalb ihres Fondsportfolio.
Die US-amerikanischen Giganten des PE-Marktes verfügen allesamt auch über Wagniskapitalfonds, nicht zuletzt aufgrund der gegenüber Kontinentaleuropa intensiveren Verwurzelung dieser Investmentpraxis im angloamerikanischen Raum.
Business Angels, Acceleratoren, Inkubatoren
Hierbei kann es sich neben professionellen Anbietergesellschaften und den bereits angesprochenen Fördermitteln der öffentlichen Hand auch um Einzelpersonen handeln, die aus derselben Branche stammen und mit ihrem Netzwerk und Know-How jungen, innovativen Neugründungen zu ersten Entwicklungsschritten verhelfen.
Wagniskapital durch Crowdinvesting / Crowdfunding
Das Internet mit seinen unzähligen und ausgeprägten Vernetzungsmöglichkeiten schafft eine Plattform, die auch für das Sammeln von Kapital und deren Anlage in Venture-Capital-Investitionen genutzt wird.
Auf diese Weise wird es auch mit sehr kleinen Summen möglich, am enormen Potenzial von Wagniskapitalinvestments Anteil zu erhalten.
Allerdings stehen dem mindestens die gleichen – wenn nicht höhere – Risiken wie in der gesamten Branche gegenüber, da die Anonymität des Internet durchaus auch für betrügerische Machenschaften in unklaren Rechtsstrukturen missbraucht werden kann.
Große Plattformen wie Companisto haben sich mittlerweile seit Jahren auf dem Markt etabliert. Das genannte
Unternehmen versteht sich z.B. als Business Angel Club und ist selbst aktienbasiert.
Mit anderen vergleichbaren Plattformen ist es inzwischen zu einem echten und ernstzunehmenden Konkurrenten in diesem Segment geworden.
Wagniskapitalinvestments in Deutschland in Zahlen
Laut Angaben des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften BVK wurden alleine im Jahr 2021 Mittel in Höhe von 1,4 Mrd. EUR im Fundraising für Venture Capital eingeworben, was einem stattlichen Anteil von 30 % des in diesem Jahr insgesamt für Private Equity eingesammelten Kapitals entspricht.
Gegenüber 2014 bedeutet das ein Wachstum von mehr als 50%. Zugleich ist es allerdings um die Hälfte weniger als im Boomjahr 2019, als knapp 3 Mrd. EUR an Venture Capital eingesammelt werden konnten.
Dabei stammten 34 % der 2021 eingeworbenen Mittel aus dem öffentlichen Sektor, 66% also aus (rein) unternehmerischen Hintergründen. Vor allem institutionelle Investoren spielen über Dachfonds eine erhebliche Rolle in dieser Investitionsform.
Knapp 4 Mrd. EUR wurden in Unternehmen in der Frühphase investiert. In der reinen Anzahl der Unternehmen liegt Venture Capital sogar vor allen anderen Private-Equity-Arten mit 61 % von 958 investierten Unternehmen vorne.
Regionaler Marktführer für Wagniskapitalinvestitionen in Deutschland ist mit einigem Abstand Berlin (das europaweit nach London und Paris den dritten Platz einnimmt), gefolgt von München und Hamburg.
Innerhalb der Wagniskapitalinvestments untergliedert sich das investierte Kapital noch einmal nach Phasen:
- 181 Mio. EUR an Investments betrafen Unternehmen im Seed Stage,
- 1,5 Mrd. EUR gingen in Start-ups,
- 2,2 Mrd. EUR können als Later-Stage-Venture Capital bezeichnet werden.
Unter den gewählten Exitstrategien aus PE-Beteiligungen nahmen die Börsengänge dem Volumen nach nur 19 % ein, hier überwiegen mit 36 % die Verkäufe an andere Beteiligungsgesellschaften bzw. Finanzinstitutionen.
Nur 9 % der veräußerten Unternehmen mussten als Totalverlust verbucht werden.
Die absolute Anzahl an Veräußerungen hat sich im Zeitraum 2014-2021 nahezu halbiert, was dafür spricht, dass in der gegenwärtigen wirtschaftlichen Phase zunächst die Schwierigkeiten und Auswirkungen der Coronapandemie aufgearbeitet werden, bevor Unternehmen wieder in einem attraktiven Marktumfeld zum Verkauf anstehen.
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Wie kann man in/mit Wagniskapital investieren?
Wagniskapital hat für Investoren vermutlich zwei ausschlaggebende, hochinteressante Begründungen und Attraktionen auf seiner Seite, zum einen die enorm hohen Rendite-Erwartungen, zum anderen den Ansporn, ganz unmittelbar an den neuesten (technologischen / unternehmerischen) Entwicklungen beteiligt zu sein.
Wer mit dem Gedanken / Wunsch umhergeht, es mit einem Wagniskapitalinvestment zu versuchen, sollte sich der sehr komplexen Materie bewusst sein.
In beinahe jeglicher Dimension bietet das Thema Wagniskapital zahlreiche Flexionen und Verästelungen, die nicht leicht zu überblicken sind.
Generell sollte man sich als möglicher Wagniskapitalgeber im Klaren darüber sein, dass nicht die laufenden Erträge aus dem Investment im Vordergrund stehen, sondern der erzielbare Veräußerungsgewinn aus dem Exit.
Der Beteiligungszeitraum erstreckt sich häufig über mehr als fünf Jahre, auch zehn und mehr Jahre sind keine Seltenheit.
Den rechtlichen Möglichkeiten, wie der Wagniskapitaleinsatz strukturiert wird, sind nahezu keine Grenzen gesetzt.
Auch hier sollte man sich vertieft mit den verschiedenen Arten und ihren Folgen auseinandersetzen: Eigenkapital, Mezzanine-Finanzierung, Fremdkapital.
Ausrichtung des Wagniskapital-Investments
Je nach vorhandenen Geldmitteln und vorhandener Risikobereitschaft muss dann abgewogen werden zwischen
- Einzelinvestment (Direktinvestment),
- Fondsinvestment und
- Crowdinvestment
Dabei bietet nach derzeitigem allgemeinen Informationsstand das Fondsinvestment ( z.B. in einen Spezial-AIF) aufgrund seiner Risikostreuung zumindest in dieser Hinsicht deutliche Vorteile bietet.
Scheitert das Einzelinvestment, bedeutet das für das eingesetzte Kapital in der Regel den Totalausfall.
In einem Fonds hingegen werden zwar ebenfalls einzelne Beteiligungen nicht den erhofften Verlauf nehmen, die entsprechenden Verluste können aber möglicherweise innerhalb des Fonds von „funktionierenden“ Beteiligungen aufgefangen werden.
Die Hürde ist allerdings sowohl bei Einzelinvestments als auch bei Fonds-Investments relativ hoch. Unter einer Mindestbeteiligung von 200.000 EUR wird man selten eine Möglichkeit finden/bekommen, in eine Wagniskapitalfinanzierung mit einzusteigen.
Demgegenüber bietet Crowdfunding oft einen sehr viel günstigeren Marktzugang, leidet aber meist unter der damit verbundenen Anonymität.
Bevor man zu ersten Schritten mit Wagniskapitalinvestments aufbricht, kann die eingehende Beratung bei einem Experten hilfreiche Informationen und Zugangswege bieten, um sich nicht von Anfang an mit schlechten Erfahrungen von diesem Rendite-trächtigen Marktsegment abschrecken zu lassen.
Geldanlagen sind nicht zuletzt Vertrauenssache – Vertrauen in einen Markt, Vertrauen in ein Unternehmen und/oder einen Unternehmer, Vertrauen in Entwicklungen, und eben auch Vertrauen in zuverlässige, kompetente Beratung und Vorauswahl.
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Diese Informationen ersetzen nicht den jeweiligen Verkaufsprospekt. Sie enthalten lediglich Hinweise auf wesentliche Merkmale der Finanzanlagen, die angeboten werden. Alle Angaben wurden mit äußerster Sorgfalt zusammengestellt. Maßgeblich sind jedoch ausschließlich die jeweiligen, veröffentlichten, ausführlichen Emissionsunterlagen (Emissionsprospekt, Basisinformationsblatt bzw. Vermögensanlagen-Informationsblatt sowie evtl. Nachträge). Diese deutschsprachigen Unterlagen können bei Hörtkorn Finanzen GmbH über die unten angegebenen Kontaktdaten kostenlos angefordert werden.
Inhalte von Telefongesprächen und elektronischer Kommunikation, die die Vermittlung von oder die Beratung zu Finanzanlagen betreffen, zeichnet Hörtkorn Finanzen entsprechend den gesetzlichen Vorgaben auf. Die Aufzeichnungen werden 10 Jahre lang aufbewahrt.
Risiken: Der Erwerb einer Finanzanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen. Grundsätzlich gilt: Je höher die Rendite oder der Ertrag, desto größer das Risiko eines Verlustes. Risikofaktoren sind z.B. höhere Kosten als kalkuliert; negative Prognoseabweichungen; geringere Verkaufserlöse bzw. Einnahmen; Änderungen der rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen; u. U. Fremdwährungsrisiken.
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