Ned (Nathan) Davis ist, wenn man so will, ein alter Hase auf dem Markt: Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg geboren und nach Studien an der Universität von North Carolina sowie der renommierten Harvard Business School (allerdings ohne Abschluss), kennt er das Marktgeschehen seither nicht nur in der Theorie, sondern vor allem aus seiner beruflichen Praxis als Investmentbanker.
Er war Ende der 1970er Jahre einer der ersten, der das Potenzial von Computern bei einer breiten und tiefen Datenanalyse erkannte und nutzte. 1980 gründete er daher die Ned Davis Research Group (NDRG), die er nach überaus erfolgreichen Pionierjahren gut 30 Jahre später für rund 170 Millionen USD an Euromoney verkaufte. Seine berufliche Laufbahn endete damit nicht etwa, sondern der mittlerweile 79-Jährige arbeitet weiter für seine Firma.
Sein wesentlicher Clou, der mittlerweile jegliche Marktanalyse bestimmt: Je mehr Marktdaten man miteinander in Relation setzt, desto besser lassen sich Zyklen und Wendepunkte verstehen und bestimmen.
Nimmt man als normale Abfolge eines Konjunkturzyklus das Aufeinanderfolgen von Aufschwung (Prosperität), Hochkonjunktur (Boom), Abschwung (Rezession) und Tiefphase (Depression), so lässt sich dieses Schema anhand verschiedener volkswirtschaftlicher Daten mehr oder weniger passgenau an der Entwicklung jeder (freien) Volkswirtschaft ablesen. Auf niedrige Wachstumsraten folgen höhere Wachstumsraten, dann stagnierendes Wachstum bis hin zu Schrumpfungen. Ab zwei Quartalen im Bereich negativen Wachstums spricht man in der Regel von einer Rezession. Verharrt eine Volkswirtschaft länger als ein Jahr in den negativen Zahlen, kann von einer Depression gesprochen werden.
Wesentlicher Messfaktor ist dabei das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Es entsteht aus dem Zusammenwirken aller wesentlichen wirtschaftlichen Faktoren. Diese Faktoren wiederum sind es, deren Entwicklung sich messen lässt, und die Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung erlauben. Vor allem die Auslastung der Produktion, die Anzahl der Beschäftigten bzw. Arbeitslosen, die Auftragslage, der Zinssatz und die Preisentwicklung sind gut messbare Größen. Zusätzlich können Einflussnahmen seitens der Politik (Wachstumsprogramme, Gesetzesänderungen, Steuerreformen,…) Zyklen verlängern, unterbrechen, verkürzen,…
Ein wichtiger Auslöser für Veränderungen ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage: Einzelne Produkte, aber auch ganze Märkte erfahren durch bestimmte Entwicklungen (Demographie, steigende Löhne, verändertes Freizeitverhalten, weniger Arbeitszeit,…) eine wachsende Nachfrage. Dadurch zieht normalerweise die Produktion an, die Arbeitslosenzahlen sinken, die Preise steigen, ebenso die Löhne.
Irgendwann tritt eine Sättigung der Nachfrage ein, so dass sie sinkt. Die Produktion wird daraufhin gedrosselt, Arbeiter werden entlassen, das Konsumklima trübt sich ein, Löhne und Preise stagnieren.
Innovationen gelten daher als einer der wichtigsten betriebs- und volkswirtschaftlichen Motoren, weil sie immer wieder neue Nachfragetreiber auf den Markt bringen und so eine Volkswirtschaft aus den Phasen der Stagnation und/oder des Abschwungs befreien.
Erfolgreich investieren
Wer jetzt immer genau wüsste, in welcher exakten Phase sich eine Volkswirtschaft (oder auch nur ein Teilmarkt) befindet, wäre ein gemachter Mann: Er könnte als Investor zum exakt richtigen Zeitpunkt kaufen bzw. verkaufen und die höchsten Gewinne aus der Differenz von Einkaufs- und Verkaufspreis erzielen.
Die Erkenntnisse aus der Psychologie zeigen allerdings, dass das nicht so einfach ist. Wir Menschen sind zwar in der Lage, neue Fakten zur Kenntnis zu nehmen, hängen aber mit unseren Gefühlen und Entscheidungen immer noch ein bisschen im „gestern“. So kommt es, dass ausgerechnet an den entscheidenden Punkten unser Entscheiden dem Erkennen hinterherhinkt: In der Spätphase der Hochkonjunktur verpassen wir den Absprung aus unseren Investments, und am Ende der Rezession/Depression übersehen wir die Anzeichen für eine Erholung, um erneut zu investieren.
Auch Ned Davis ist nur ein Mensch, aber er kennt die Menschen und Märkte lange genug, um vier wesentliche Kennzeichen erfolgreicher Investoren identifiziert zu haben:
- Sie benutzen objektive Konjunkturindikatoren (im Gegensatz zu „Gefühlsmenschen“, die vermeintlich die Stimmung an den Märkten identifizieren können).
- Sie sind diszipliniert (erforderliche Entscheidungen werden getroffen und nicht hinausgeschoben, „Darlings“ können „gekillt“ werden).
- Sie sind flexibel (was früher funktioniert hat, kann sich in neuen Situationen als disfunktional erweisen – neue Techniken, Methoden und Herangehensweisen sind willkommen).
- Sie sind risikoavers (unnötige Risiken gefährden den Erfolg jeder systematischen Investmentstrategie).
Basierend auf diesen Erkenntnissen, hat Ned Davis ein Modell zum antizyklischen Investieren entwickelt. Es lässt sich im Wesentlichen darauf reduzieren, dass man beim Erreichen von (sehr) guten Konjunkturdaten nach und nach aus seinen Investments aussteigen sollte, und beim Erreichen (anhaltend) schlechter Zahlen wieder behutsam und selektiv den Einstieg suchen sollte.
Das außerordentlich Entlastende, von dem seine Theorie begleitet ist: Fehler, siehe Zitat in der Mail, gehören seiner Ansicht nach zum Tagesgeschäft – nur ihre Größe ist am Ende entscheidend dafür, ob man zu den Gewinnern oder den Verlierern gehört.
Mit anderen Worten: Man muss nicht immer alles genau richtig machen, um erfolgreich sein zu können!
Beobachtung und Wahrscheinlichkeit
Die theoretischen (wohl aber aus der Praxis gewonnenen) Einsichten Davis‘ gehören mittlerweile zum Standard des Investmentwissens und -Geschehens. Wer sie ernst nimmt in seinem täglichen Handeln,
- achtet zuallererst auf die wesentlichen Konjunkturindikatoren,
- setzt die Erkenntnisse daraus in notwendige Entscheidungen um, die er „durchzieht“,
- behält sich stets einen weiten Horizont für Neues
- und geht keine unnötigen Risiken ein.
Die Fehlerquelle dürfte dabei vor allem im Übergang vom ersten zum zweiten Punkt liegen. Mit der entlastenden Erkenntnis von Davis, dass man sowieso Fehler macht, sollte allerdings ein Fokus auf das Erreichen von Wahrscheinlichkeiten bei der Verkettung der wesentlichen Indikatoren genügen, damit die Fehler nicht groß werden – und man somit insgesamt trotzdem erfolgreich sein kann.
Um ein leicht anwendbares Beispiel zu konstruieren: Wenn Sie aus den vorliegenden Zahlen und Berichten objektiv entnehmen, dass die (Markt-) Situation für ein bestimmtes, dabei aber natürlich substanziell gutes!, Investment schwierig ist, und sich das Gefühl „dazugesellt“, es könnte noch schwieriger werden – dann sollten Sie mehr den Daten als dem Gefühl vertrauen! Denn am Ende steigen Sie vielleicht etwas zu früh wieder in den Markt ein, kommen aber mit hoher Wahrscheinlichkeit „billiger“ in das Investment, als wenn Sie zu spät dran sind und die Preise bereits deutlich angezogen haben.
Genauso verhält es sich mit dem umgekehrten Szenario: Wenn viele Indikatoren für ein Ende der Hochphase sprechen, das Gefühl aber meint, das ginge bestimmt noch eine Weile gut, sollte man nach der Theorie von Davis verkaufen: Die Gewinne sind zwar möglicherweise nicht am Maximum, NACH einem verpassten Einbruch muss man aber eventuell sogar Verluste verkraften.
Fazit: Unsere Empfehlungen im Hinblick auf den Investitions-Zyklus
Wir sind nicht Experten auf allen Gebieten des Marktes. Wohl aber im Bereich Sachwertinvestments. Hier haben wir die Entwicklungen im Blick und können valide Aussagen treffen – mögliche Fehler inklusive, siehe die Aussage von Ned Davis, aber in der Hoffnung, dass es höchstens kleine Fehler sind, die unsere Kunden am Ende dennoch als Gewinner dastehen lassen.
Vor diesem Hintergrund sehen wir drei Bereiche, in denen antizyklisches Investieren geboten scheint:
- Wohnen Deutschland: Die Zahl der Bauanträge und die Zahl der Baugenehmigungen sind im Sinkflug, der Bedarf und die Nachfrage nach (bezahlbarem) Wohnraum in guten Lagen wachsen. Wir halten das für Grund genug, unseren Anlegern eine intensive Beschäftigung mit Wohnbauinvestments nahezulegen. Wie immer bei Immobilien gilt „Lage, Lage, Lage“, und natürlich haben wir vorgesorgt und können eine konkrete Empfehlung aussprechen. HIER finden Sie mehr Informationen.
- Private Equity Small Cap / Mid Cap: Die Unternehmensbewertungen in diesem Segment sind überdurchschnittlich zurückgegangen und ermöglichen den günstigen Einstieg in einen Wachstums-starken Bereich. Wichtig ist eine gute Auswahl von Firmen mit zukunftsträchtigem Geschäftsmodell und guter Entwicklungsperspektive sowie nach Möglichkeit Risikostreuung wie beispielsweise über ein Dachfonds-Investment. HIER geht es zu einer konkreten Empfehlung.
- Büro USA: Allen Unkenrufen zum Trotz: Top-Büroraum mit hoher Bauqualität und Nachhaltigkeits-Zertifizierung in besten Lagen erfreut sich starker Nachfrage, und das wird anhand der verfügbaren Zahlen (Bautätigkeit, Verfügbarkeit) auch auf weit absehbare Zeit so bleiben. Vor-Ort-Expertise und verschiedene Sicherheitsaspekte sollten in möglichen Investments eine vorrangige Rolle spielen. HIER finden Sie in einem konkreten Angebot die aus unserer Sicht beste Kombination aller Faktoren.
Wenn Sie mehr von Ned Davis lesen möchten, empfehlen wir Ihnen die Lektüre seines Buches „Antizyklische Investmentstrategien: Die Psychologie der Massen und die Chancen des Einzelnen“. Oder Sie schauen nach seinen regelmäßigen Artikeln in den Financial Times, New York Times und dem Wall Street Journal.
September 2024
Peter Friedenauer
Geschäftsführer
Hörtkorn Finanzen GmbH
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