Apax
kurz & kompakt
- Emittent: Apax Partners
- Anlageklassen: Private Equity
- Investitionsmärkte: Europa, USA
- Verw. Vermögen: USD 60 Mrd.
- Gründungsjahr: 1969
„To go beyond traditional private equity“, so lautet, auf den Punkt gebracht, die Firmenphilosophie von Apax Partners: Über klassische außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen hinausgehen, so könnte man diesen Slogan ins Deutsche übersetzen.
Als klassische Kernbereiche von Private Equity darf man wohl Expansionsstrategien (growth), Branchenkonsolidierungen und Firmen-Übernahmen (buy-out) bezeichnen, die über privates Beteiligungskapital bewerkstelligt werden.
Keinen dieser Ansätze schließt Apax aus – kombiniert sie jedoch auf ganz eigene Weise mit Ansätzen aus dem Venture-Capital-Bereich und mit den Strategien, die sich in über 50 Jahren Firmengeschichte als erfolgreich erwiesen haben.
Die eigene operative Vorgehensweise (in der Firmen-eigenen Sprache: Operational Excellence Practice – OEP) definiert das Unternehmen anhand von vier Schlagworten:
On demand – auf Abruf
Ein Beratungsteam (Operational Excellence Team) steht jederzeit bereit, um zügig überall dort einzugreifen, wo es gerade gebraucht wird.
Möglichst rasch soll der Ist-Zustand analysiert werden, um ebenso schnell ein Bild von den Möglichkeiten zu zeichnen, die erreichbar sind.
Im gleichen Zug werden Spezialisten definiert und angefordert, denen schließlich die Umsetzung der Transformation obliegt.
Proactive – vorausplanend
Apax versteht sich weniger als Berater denn als Ausführungsspezialist: Die Ärmel werden hochgekrempelt, man sitzt als Partner gemeinsam im gleichen Boot, wie es in der firmeneigenen Diktion heißt.
Versteckte Risiken werden aufgrund langjähriger Erfahrung vorhergesehen und wertvolle Perspektiven entdeckt. Gemeinsam mit den Führungskräften der Zielunternehmen sollen die gesteckten Ziele erreicht werden.
Customised – Kundenspezifische Lösungen
Das Team bringt kein fertiges Drehbuch mit, sondern passt seine bewährten Instrumente, Strategien und Methoden dem jeweiligen Unternehmen so an, dass mittels neuer Denkweisen schnelle und sichere Wege des Erfolgs eingeschlagen werden können.
Connected – Verbindungen herstellen und nutzen
Nach dem Verständnis von Apax bilden alle Firmen des eigenen Beteiligungs-Portfolios eine Art Familie, innerhalb derer sich grundsätzlich jede nur denkbare Expertise und Erfahrung finden lassen.
Durch das Herstellen von Querverbindungen innerhalb des globalen Unternehmens-Netzwerkes sollen neue Herausforderungen möglichst schnell und erfolgreich identifiziert und gemeistert werden.
Für die Vernetzung der einzelnen Portfolio-Unternehmen hat Apax und seine Partner ein eigenes Veranstaltungsformat geschaffen, „KnowledgeNow“.
Bei diesem Event sollen möglichst viele der verschiedenen Hauptgeschäftsführer (CEO), kaufmännischen Geschäftsführer (CFO) und leitenden Angestellten (Senior Executives) zu mehrtägigen Fortbildungs-, Informations- und Begegnungsseminaren mit zukunftsweisenden Vorträgen und Beiträgen zusammenkommen sollen.
Apax Partners sieht sich insbesondere in vier Vorgehensweisen mit herausragender Expertise ausgestattet, die zugleich die Investmentschwerpunkte der Gesellschaft in den verschiedenen investierten Branchen darstellen:
Digitalisierung und die damit verbundene Beschleunigung von Prozessen;
Unternehmenstransformationen und Expansionsstrategien: Kostenprogramme, Finanzrestrukturierung, Kapitalbindung und Workflow, Automatisierung und, Preisstrategien.
Beeinflussung des ökologischen Impacts unternehmerischen Handelns und Inklusion: Nachhaltigkeitslösungen, CO2-Messung und Reduzierung des Ausstoßes, Implementierung und Reporting der ESG-Kriterien für nachhaltiges, sozialverträgliches und führungsverantwortetes Wirtschaften.
Die von Apax verwalteten oder beratenen Fonds stellen keine Publikumsfonds dar, sondern fallen nach deutschen Rechtskategorien unter den Bereich der Spezial-AIF.
Sie stehen also vornehmlich professionellen und institutionellen Investoren offen, aber auch sehr vermögenden Privatpersonen bzw. Family Offices.
Apax ist sich als einer der führenden Anbieter von Private Equity Investitionen seiner sozialen Verantwortung bewusst und legt Wert auf nachhaltiges wirtschaftliches Handeln.
Durchwegs alle Portfolio-Unternehmen sind Teil des Apax Sustainability Program (Nachhaltigkeitsprogramm). Das Management der Gruppe ist stolz auf die stehende Null, welche die Anzahl der durch Portfolio-Firmen verursachten Umweltschäden/-Unfälle angibt.
In den beteiligten Firmen wurden mehr als 130 ESG-Indikatoren (KPIs, Key Performance Indicator) erhoben und ausgewertet, um auch in diesem mehr und mehr an Wichtigkeit gewinnendem Segment der eigenen Verantwortung stärker gerecht zu werden.
Jedes Jahr erscheint ein Nachhaltigkeitsreport der Gruppe, der detailliert Auskunft gibt über die vorgenommenen und erreichten Ziele in diesem Bereich.
Die Firmen-eigene Stiftung Apax Foundation, gegründet 2006, erreichte zum Ende des Geschäftsjahres 2020 ein Volumen von 20 Mio. GBP an gestifteten Mitteln, die zum großen Teil aus dem Bereich der Partner und Angestellten zur Verfügung gestellt wurden.
Die Stiftung engagiert sich neben vielen anderen Projekten für Flüchtlinge in London, dem Hauptsitz der Firma, und begabte Schüler aus ärmeren Familien in New York, einer der Gründungsniederlassungen von Apax.
Apax Partners stellt mit ca. 60 Mrd. USD verwaltetem Vermögen einen der größten Private-Equity-Investoren der Welt dar.
Die Zahl der Unternehmen, in denen Apax Partners über seine verschiedenen aufgelegten Investmentfonds beteiligt ist, beläuft sich derzeit auf 58 (Stand 05 / 2022 ).
Sie beschäftigen weltweit mehr als 100.000 Arbeitskräfte. Seit 2010 war die Firma in insgesamt 126 Firmen mit privatem Beteiligungskapital engagiert.
Die Firma untergliedert sich in verschiedene Tochtergesellschaften, welche die einzelnen Investmentvermögen auflegen und verwalten bzw. in sie investieren.
Apax Global Alpha Ltd. (AGA) ist ein seit 2015 an der Londoner Börse im FTSE250 (Index der 250 größten Firmen) notiertes Unternehmen, dessen Kapital in die verschiedenen Apax Fonds angelegt ist.
Der Kurs der Aktie stieg seit der Erstnotierung von 120 Brit. Pfund auf mittlerweile über 190 Brit. Pfund (Stand 05 / 2022 ) mit zwischenzeitlichen Ausschlägen bis über 230 GBP.
Zum Ende des Geschäftsjahres 2021 lag der Netto-Inventarwert (Net Asset Value / NAV) des Unternehmens um die 1,4 Mrd. GBP, die Dividendenrendite stieg bei einem Umsatz von gut 360 Mio. GBP im Vergleich zum Vorjahr um ein halbes Prozent auf 6,45 % (2020: 5,96).
Ausgewiesenes Ziel der Apax Global Alpha ist es, den Anlegern eine Gesamtrendite von 12-15 % vor Steuern (und abzüglich Kosten) zu bieten. 86 % der Aktien befinden sich im Streubesitz und ermöglichen es so auch Privat-Anlegern, an der Performance von Apax und seinen Private-Equity-Investitionen Anteil zu gewinnen.
Die aufgelegten Private-Equity-Investmentfonds der PE-Gesellschaft lassen sich in verschiedene Bereiche gliedern, von denen jeweils die letzten aufgelegten Fonds aufgeführt werden:
Die bisher genannten Investmentvermögen spiegeln eher die Geschichte des Unternehmens wider; die Zukunft spielt sich wohl in den neueren Flaggschiff-Produkten von Apax ab:
Weitere Formate wie Apax UK (letztmalig 1997 mit gut 300 Mio. GBP aufgelegt) sind mittlerweile in den globalen Fonds-Konzepten aufgegangen und werden momentan nicht weiter verfolgt.
Gleiches dürfte für die regional spezialisierten früheren Produkte für den japanischen und den deutschen Markt gelten.
Die allermeisten Investmentvermögen werden, um sie gemäß der rechtlichen Vorgaben strukturell von Apax Partners getrennt zu halten, von „Guernsey General Partners“ gemanagt.
Nur dem neuesten Fonds der Gesellschaft, Apax X, wurde ein Luxemburger Vehikel als Parallelinvestor etabliert, für den Apax US VII ein auf den Cayman-Inseln angesiedeltes Vehikel.
Bei den Fonds handelt es sich um geschlossene Investmentvermögen, die aufgrund der vom Unternehmen vorgegebenen Mindestbeteiligungssummen und anderer rechtlicher Gegebenheiten vor allem für professionelle und semiprofessionelle Investoren konzipiert sind.
Über die Aktien von Apax Global Alpha bzw. über die Beteiligung an Spezial-AIF können auch Privatanleger an den starken Renditen der Investmentgesellschaft und ihrer Exzellenz im Bereich Private Equity Anteil erhalten.
Die größte Anteil der Fonds-Investoren von Apax rekrutiert sich mit 25 % aus staatlichen Pensionskassen, weitere 30 % verteilen sich zu gleichen Teilen auf Staatsfonds und Dachfonds. Weitere Investoren sind private Pensionsfonds (10 %) und Versicherungen (10 %); Banken und Family Offices sind nur zu sehr geringen Prozentsätzen in Apax-Fonds investiert.
68 % der Investoren von Apax kommen aus den USA und Europa (jeweils 34 %), auch Asien ist mit 14 % noch gut vertreten, Kanada (8 %), der Mittlere Osten (6 %) und Lateinamerika (2 %) folgen mit deutlichem Abstand.
In jedem seiner 4 Business – Schwerpunkte ist (bzw. war) die Apax Group weltweit an Mid- und Large-Cap-Unternehmen beteiligt.
Healthcare/Medical:
Unilabs (europäischer Marktführer für Radiologie und Diagnostik)
Neuraxpharm (europäischer Spezialist für die Behandlung neuronaler Störungen)
Kepro (US-amerikanischer Dienstleister für Heilbehandlung und entsprechende Optimierungsprozesse im medizinischen Versorgungssektor)
Eating Recovery Center / Pathlight Mood & Anxiety Center (US-amerikanischer Marktführer in der Behandlung von Ess-Störungen)
Apollo Hospitals (Indische Krankenhaus-Gesellschaft)
Internet/Consumer:
Far Niente Group (USA, hochqualitativer und exquisiter Weinproduzent und Vertrieb)
Karl Lagerfeld (Frankreich, Mode-Design mit Ikonen-Status)
Tommy Hilfiger (USA, Life-Style-Marke für Kleidung und Gegenstände des täglichen Gebrauchs)
TradeMe (Neuseeland, führende Internet-Handelsplattform)
Ole Smoky Distillery (USA, High-Quality-Distillerie für Whiskeys)
Technology:
T-Mobile Netherlands (führendes Telekommunikations-Unternehmen der Niederlande)
Bonterra (USA, zweitgrößter Anbieter von Software für soziale Netzwerke)
Coalfire (USA, Marktführer für Cyber Security und Services )
Lutech (eine der führenden Firmen Italiens für IT, Software und Technologie)
Services:
Alcumus (UK, führendes Unternehmen für globale Gesundheits- und Sicherheitsdienstleistungen und die entsprechende Software)
SavATree (USA, führende Firma für umweltverträgliche Baum- und Gartenpflege)
Adco (aus Deutschland stammender weltweiter Marktführer für mobile Sanitäranlagen-Systeme und Services )
Einige Beispiele bekannter deutscher Firmen, an denen Apax beteiligt ist oder war, sind die vom Bund übernommene „Autobahn Tank & Rast Holding“, 1998 für umgerechnet rund 640 Mio. Euro erworben und 2004 für 1,1 Mrd. Euro weiterverkauft; die „SuSE Linux AG“, bei der Apax ab 1999 mit seinen Finanzmitteln und seiner Expertise zum internationalen Durchbruch verhalf; oder auch „Kabel Deutschland“ (seit 2003).
Jüngst stieg Apax als Investor beim renommierten Münchner Brillenspezialisten „Rodenstock“ ein. Der weltweite Marktführer für hochwertige Brillengläser (biometrische Linsen) beschäftigt international knapp 5.000 Arbeitnehmer an 14 Standorten in 13 Ländern und ist in mehr als 85 Ländern mit seinen Produkten präsent.
Der Deal wurde Mitte 2021 abgeschlossen und soll dem Unternehmen nach dem vorübergehenden Tief der Corona-Krise zu beschleunigtem Wachstum sowie neuer Innovationskraft, einem Digitalisierungsschub und einer effektiveren Vermarktung der Produkte verhelfen.
Wer sich im großen Stil mit privatem Beteiligungskapital in Firmen einkauft, diese mit verschiedensten Maßnahmen in ihrer Wettbewerbsfähigkeit zu stärken versucht und anschließend weiterverkauft, muss von vornherein mit Kritik am eigenen Vorgehen rechnen – zu unterschiedlich sind die Vorstellungen und Praktiken der einzelnen Marktteilnehmer und Marktkommentatoren von markt-intern (z.B. inhabergeführte Firmen, Familienunternehmen oder Arbeitnehmer) bis markt-extern (Politik, Medien, Gewerkschaften).
In Deutschland ist es trotz langjähriger Präsenz und Aktivität verhältnismäßig ruhig geblieben rund um die Investmentgesellschaft, abgesehen von der vom damaligen SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering ausgelösten generellen „Heuschrecken“-Debatte, die Private-Equity-Gesellschaften und ihre Vorgehensweisen einer prinzipiellen Kritik unterzog.
Wenige Jahre zuvor hatte sich Apax nach relativ kurzer Zeit aus seinem Engagement in der „Bundesdruckerei“ zurückgezogen (2000-2002), da die anvisierten Maßnahmen bei dem ehemaligen Bundesbetrieb auf erheblichen Widerstand stießen und sich die finanzielle Situation des Betriebs als erheblich fragiler als erwartet erwies.
Wenige Jahre zuvor war das Unternehemen als Investor bei der „British United Shoe machinery“ eingestiegen, die im Jahr 2000 allerdings kollabierte.
Daraufhin kam es bis ins britische Parlament hinein zu einer Debatte über Moral und Unmoral des agierenden Management von Apax, denen unter anderem ein geradezu systematisches Vorgehen gegen den Fortbestand des Unternehmens vorgeworfen wurde.
Ähnliche Vorwürfe wurden erneut laut, als Apax 2007 seine Beteiligung an „Hellas Telecommunications“ beendete und die Firma 2009 bankrott ging.
Von verschiedenen Seiten wurden Prozesse gegen Apax angestrengt, die jedoch in keinem Fall eine Verurteilung oder Strafe gegen Apax oder das betroffene Management nach sich zogen; der Nachweis eines schuldhaften Verhaltens konnte in keinem Fall erbracht werden.
Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Übernahme von Betrieben, Zusammenschlüsse und Restrukturierungen zwar oftmals mit dem Verlust von Arbeitsplätzen verbunden sind, dass dies aber keine Eigenheit von Private-Equity-Investitionen darstellt, sondern in der Natur des (relativ) freien Marktes und seiner Prozesse liegt.
Wenn ein Betrieb aufgrund abnehmender oder mangelnder Wettbewerbsfähigkeit zahlungsunfähig wird, gehen (ebenfalls) Arbeitsplätze verloren.
Private-Equity-Gesellschaften mag es zueigen sein, dass sie derartige Entwicklungen eher forcieren als verlangsamen, womit sie sich zwar zum einen manchmal berechtigter Kritik aussetzen, zum anderen aber einen nicht unwesentlichen Teil zum Funktionieren der Märkte beitragen.