Reisebericht von Stefan Schrader – Kapitalmarktstratege Hörtkorn Finanzen

Monaco – ein Ort der Schönen und Reichen

Zuerst einmal verwunderte mich der Veranstaltungsort. Monaco ist teuer, eng und ich persönlich finde es dort auch (auf Dauer) recht unattraktiv. Im Rahmen von Steuervermeidungsstrategien wird Monaco ja immer wieder als Zielort ins Spiel gebracht. Ich denke dann: „So viel Steuern kann man nicht sparen, dass man dort dauerhaft wohnen will“.

Allerdings wird der Standort seinem Ruf gerecht. Die Schönen und Reichen gibt es dort zuhauf. Der enorme Wohlstand ist allgegenwärtig. Auf meinen mehrfachen 2 Kilometer langen Fußwegen aus meiner schönen Wohnung mit Seeblick, hinter der Landesgrenze in Frankreich, zum Veranstaltungsort im Grimaldi Forum, sah ich viele „Schöne“, wie sie auf der Promenade Sport machten oder das Leben in Kaffees und Restaurants genossen.

Im Stadtzentrum ist ein beeindruckender Fuhrpark in einem komplett lahmenden Verkehr zu bestaunen. Durch den Dauerstau bleibt Autoliebhabern genug Zeit Ferraris, Lamborghinis und andere Automobilexoten in Ruhe anzuschauen. Luxuskarossen sind omnipräsent und selbst den Bugatti Veyron und Chiron (für nicht Auto Kenner = siebenstellige Kaufpreise) habe ich auf meinen Spaziergängen mehrfach gesehen.

Spannender als den monegassischen Fuhrpark fand ich allerdings meine vielen inspirierenden Begegnungen auf der Veranstaltung. So traf ich bei der ersten Dinner-Veranstaltung eines Vermögensverwalters gleich drei interessante Personen. Zum einen Marc, den Vorstandsvorsitzenden des Vermögensverwalters, also unseren Gastgeber. Ein unglaublich sympathischer Mitfünfziger, der berichtete, wie die 280 Milliarden im heutigen Kapitalmarktumfeld verwaltet werden. Das Unternehmen hat durch die Verbindung zu einer alten britischen Versicherung rund 500 Jahre Historie und eine stark nachhaltige Prägung. Es war schön, zu hören, dass auch dort letztlich „nur“ solide Arbeit ohne geheimwissenschaftliche Rezepturen zum Erfolg führen. Nachhaltigkeit spielt im institutionellen Umfeld eine enorm große Rolle. Nichts geht ohne ESG und Impact.

Anders sah es bei den Erzählungen von „Hans“ aus. Hans ist bei einer der größten Banken der Welt global für family office Kunden zuständig.

„Unter 500 Millionen USD Vermögen lohnt es sich für uns nicht, aktiv zu werden“,

… ist ein prägender Satz bei der Beschreibung seiner Zielgruppe gewesen.

In seiner Zielgruppe spielt bei den jungen Kunden (= Erben) Nachhaltigkeit eine Rolle. Bei den älteren Semestern war seine Aussage „They sometimes couldn’t care less“ (es könnte einige von ihnen kaum weniger interessieren).

Was in dieser Zielgruppe aktuell das heißeste Thema ist, fand ich spannend und unterhaltsam. Es entfachte sich eine angeregte Diskussion über den Sinn (Hans) und Unsinn (Stefan – ich) mit dem Blick auf die kommenden 10-15 Jahre.

In dieser Zielgruppe der Superreichen will man sich nämlich aktuell vor allem an Sportvereinen beteiligen. Also an Basketball-, Football-, Fußball- oder auch Eishockey- Mannschaften.

Die Investment-Story ist:

    1. Die Masse der Menschen wird durch Künstliche Intelligenz weniger Arbeitszeit und mehr Freizeit haben.
    2. Durch den Produktivitätsgewinn werden die Einkommen und Vermögen jedoch hoch bleiben und sogar steigen.
    3. Entertainment steht in der Freizeitgestaltung als globaler Trend der Post-Pandemiezeit ohnehin hoch im Kurs.

Schlussfolgerung: So werden Menschen vermehrt zu Sportereignissen gehen. Die Stadien werden umgebaut und erweitert zu „Entertainment Tempeln“ und auch das Merchandising der Vereine böte noch viel Potenzial zum Rendite machen.

Kurzum: Sich an einem Sportverein zu beteiligen ist in den Augen von Hans und seinen 500-Millionen-USD-oder-mehr-Kunden ein indirektes Immobilieninvestment, welches künstliche Intelligenz als einen wesentlichen Werttreiber hat.

Offen gesprochen finde ich diese Verknüpfung bei dem Neckarbogen leichter anwendbar als bei Investments in Sportvereine. Oder wie denken Sie darüber?

Ich fand das bemerkenswert, … bemerkenswert kreativ in der Salesstory und gleichermaßen bemerkenswert „um die Ecke“ gedacht. Und mutig finde ich es auch, da die Renditen im Bereich Sportvereinen die letzten 15 Jahre schon recht hoch waren.

Wir diskutierten über seinen Ausblick, den ich für etwas zu rosig einschätzte. Hans ist allerdings schon seit Jahren im Thema und überzeugt. Zudem sind Investments – mit Stimmrechten – aufgrund seines etablierten Netzwerkes über ihn schon ab 40 – 50 Mio. USD möglich, wusste Hans zu berichten.

Die dritte interessante Begegnung am ersten Abend war Prof. Dr. Demir Bektic. Der junge Mann hatte einen beeindruckenden Lebenslauf zu bieten. Aktuell engagiert er sich in Monaco und Dubai als Professor und bereitet Studierende darauf vor, Vermögen strategisch zu verwalten. Meist das Vermögen der eigenen Familien. Schön, zu sehen, dass finanzielle Bildung in Dubai und Monaco an den Universitäten ernst genommen wird. Verständlich, könnte man denken, sind doch dort die Vermögen besonders groß.

Schade, denke ich, wenn ich auf das Finanzbildungsniveau in Deutschland schaue.

Bis in Deutschland diese Studiengänge auch mal aktiviert werden, leisten wir unseren Beitrag mit dem Sonntagsbriefing und hoffen, dass der Nachwuchs bei YouTube & Co den richtigen Quellen folgen.

Die beiden Haupttage der Veranstaltung waren voll mit Vorträgen, Diskussionsforen und Terminen. Neben meinem Auftritt als Speaker hatte ich auch eine Reihe von Terminen.

Mein Auftrag als Referent und Panel Gast – Entwicklung des deutschen Marktes

Ich selbst war dieses Mal eingeladen, um über die wichtigsten Themen und Trends unter kleinen und mittelgroßen Vermögensmanagern und den unabhängigen Beratern in Deutschland zu berichten und darüber, wie es um die Nachfrage zu nachhaltigen Investments steht und wie mit der überbordenden Regulierung umgegangen wird.

Wesentliche Erkenntnis für Hörtkorn Kunden

In meinen Gesprächen mit Initiatoren, Managern und Investoren aus der ganzen Welt habe ich vor allem eine für Hörtkorn Kunden erfreuliche Erkenntnis mitgenommen.

Alternativen zur Börse (Aktien und Anleihen) in Form von Sachwertinvestments sind DAS top Thema aktuell. Die Masse der Anbieter und Banken erkennt nun den Mehrwert dessen, worauf sich Hörtkorn Finanzen seit rund 30 Jahren fokussiert: die Mehrwerte von Sachwertinvestments und Private Equity für die Gesamtvermögen der Anleger.

So positiv ich die Entwicklung im Kern einschätze, so sehr beobachte ich auch eine Kehrseite der Medaille.

Die Finanzbranche ist stark von Marketing und Verkauf getrieben. Es wird in den nächsten Jahren also zu beobachten sein, dass prozyklisch versucht wird, alternative Investments quasi bank- und depottauglich anzubieten, damit diese im Massenvertrieb über Banken den Kunden verkauft werden können.

Mit gefiele es besser, wenn Produkte kundentauglich gestaltet werden. Dazu gehört auch die Ehrlichkeit, zu sagen, dass manches eben nicht ins Depot gehört, weil es nur als illiquides Langfristinvestment sinnvoll umsetzbar ist.

Ich und wir bei Hörtkorn hoffen, dass diese neue „Sau“, die in den kommenden Jahren durchs Dorf getrieben wird, mit dem notwendigen Qualitätsniveau umgesetzt wird. Private Equity, Immobilien und Infrastruktur sind nicht seriös als liquide Investments umsetzbar. Genau diese Versuche und wohlklingenden Produktideen und Verkaufsgeschichten wird man fortan aus dem Bankenumfeld unter dem neuen Schlagwort „Private Markets“ zu hören bekommen.