„Politische Börsen haben kurze Beine“
… das sagt eine Börsenweisheit. Gemeint ist damit, dass die Auswirkungen politischer Entwicklungen tendenziell von kurzer Dauer sind.
Solange Donald Trump nicht die Verfassung in den USA angreift, sollte man sich zuerst einmal vor Augen halten, dass es (nur) um die nächsten 4 Jahre unter seiner Führung geht. Investments in Private Equity oder den Immobiliensektor haben in der Regel einen längeren Planungshorizont. Die – von politischen Rahmenbedingungen unabhängige – Qualität bei der Auswahl von Investments steht also weiterhin im Vordergrund.
Donald Trump ist ein Geschäftsmann. Wohl ein zweifelhafter Zeitgenosse, was uns Europäer ja auch so verstört, aber er liebt es „Deals“ zu machen. „Deals zu machen“ bedeutet für ihn Dinge zum Abschluss zu bringen. Und das kann der Mann gut. Gerade hat er trotz strafrechtlicher Verurteilung, Frauenfeindlichkeit, offenkundigem Rassismus und permanentem Lügen in der Öffentlichkeit eine ziemlich große Sache erfolgreich zum Abschluss gebracht. Nämlich die Wahl mit riesigem Vorsprung gewonnen. Und das, obwohl die Voraussetzungen für die Demokraten eigentlich perfekt waren. Normalerweise gewinnen Regierungen Wahlen, wenn es wirtschaftlich gut läuft.
Die Wirtschaft in den USA ist robust
Faktisch läuft es in den USA top. Die Wirtschaft brummt und überrascht nahezu lückenlos positiv:
- der Arbeitsmarkt ist robust,
- die Inflation gesunken,
- die Aktienkurse befinden sich auf Höchstständen,
- die Hauspreise haben sich erholt,
- die Verschuldung im Privatsektor ist in aufgeräumtem, robusten Zustand,
- die Wirtschaft wächst,
- der US Dollar ist stabil.
Tatsächlich ist es so, dass die US Bürger noch nie vermögender als heute waren.
Trotzdem hat es Trump geschafft, seinen Wählern ein Land am Abgrund zu präsentieren, welches er mit seiner Wirtschaftsexpertise retten und wieder auf den Pfad des Erfolges führen will. Entsprechende Impulse sollen gesetzt werden, welche die Wirtschaft stärken.
Die USA haben in der relativen Performance in den letzten 15 Jahren alle relevanten wirtschaftlichen Wettbewerbsregionen und Länder beeindruckend in den Schatten gestellt. Eine wiederkehrende und berechtigte Frage ist daher, ob das weiter gehen kann.
Mit Trumps deutlichem Sieg spricht tatsächlich einiges dafür. Die Basisannahme ist natürlich, dass Trump rechtsstaatliche Prinzipien bei der Amtsausführung walten lässt, damit die erfolgreichste Demokratie der Welt weiter prosperieren kann.
Was bleibt, was ändert sich
Die angekündigten Maßnahmen, Spekulationen zu Trumps Verhalten und die zu erwartenden Auswirkungen für Investoren sind vielfältig.
Unabhängig davon sollte man davon ausgehen, dass die USA ihre historisch tief verankerte positive Einstellung zu Leistungsträgern, Investoren und zum „Geschäfte machen“ sowie zum „Rendite erzielen“ unverändert beibehalten.
Das klingt ggf. trivial, ist aber wichtig. Gerade von uns Deutschen, die oftmals geprägt sind durch die international bekannte „German Angst“, wird die aktuelle Prosperität in den USA und auch vielen anderen Teilen der Welt oft nicht erkannt und vielmehr sogar nicht anerkannt. Es scheint vielen Menschen schwer zu fallen, sich vorzustellen, dass es in Deutschland bereits das zweite Rezessionsjahr gibt, es jedoch andernorten voran geht und die Wirtschaftsleistung kontinuierlich weiter wächst.
In diesem Umfeld verleiht Donald Trump der Wirtschaft Rückenwind.
Unternehmenssteuersenkungen: Seine in der ersten Amtszeit temporär bis 2025 gewährten massiven Steuersenkungen (10%) werden sicherlich nächstes Jahr nicht auslaufen und weiterhin gewährt. Das sind erhebliche Vorteile für Unternehmen.
Zölle: Seine angekündigten Zölle werden inländische Unternehmen fördern und zudem dazu führen, dass ausländische Unternehmen Direktinvestitionen in Fabriken für die Leistungserbringung in den USA ausweiten. Hiervon sollten Aktien und speziell kleinere und mittelgroße US-Aktien profitieren. Diese Papiere sind am Tag der Wahlergebnisse demnach auch gleich um deutlich mehr als 5% gestiegen.
Zölle sind inflationstreibend, umso mehr, wenn China extra hohe Zölle bekommt. Es werden große Mengen Güter des Alltags in den USA importiert. Diese werden sich verteuern.
Zinsen: Verwunderlich ist für viele Beobachter, dass die Marktzinsen in den letzten Monaten in den USA gestiegen sind, obwohl Leitzinssenkungen erfolgten. Auch hier gab es einen relativ starken Zinsanstieg bei den langfristigen Staatsanleihen im Zusammenhang mit dem Wahlergebnis, direkt am Wahltag. Der Hintergrund ist die Erwartung, dass Trump recht offensiv mit Ausgaben und großzügig mit dem Haushaltsdefizit umgehen wird. Die dauerhafte Tragfähigkeit dieses Modells wird zunehmend in Frage gestellt, was dazu führt, dass Investoren einen höheren Zins einfordern.
US-Dollar Entwicklung: Viele Laien leiten daraus ab, dass eine Schwäche des US-Dollar bevorsteht. Das Gegenteil sollte in der nächsten Zeit der Fall sein. Da die Zinsen in den USA viel höher sind als in Europa oder auch Japan und die Zinsdifferenz sogar zunehmen sollte, wird die Nachfrage nach den hohen US Zinskupons die Währungsnachfrage antreiben und sollte den US-Dollar stärken. Umso mehr, da in Europa die Zinsen weiter gesenkt werden „müssen“, weil die Wirtschaft schwächelt und entsprechende Zinsimpulse von der EZB gefordert sind.
Schlussfolgerungen aus dem Notenbank- und Politikverhalten der letzten Jahre
Anleger sollten die Zeichen der Zeit erkennen und daraus für Investmententscheidungen zielführend schlussfolgern. Das Risiko von Eskalationen wie beispielsweise 2007 bis 2009 in der Finanzkrise ist viel geringer, als es allgemein angenommen wird. Wenn systemische Probleme drohen zu eskalieren, werden diese mit Geld gelöst, mit gigantischen Summen, wenn es notwendig ist und auch ohne Rücksicht auf langfristige Nebenwirkungen.
Das gibt kurz- und mittelfristig Planungssicherheit, dass von der Politik und den Notenbanken viel für ein prosperierendes Wirtschaftsumfeld getan wird. Kurzfristige Risiken werden einfach mit viel Geld gelöst und mithin minimiert.
Langfristig wirkt das zweifelsfrei inflationierend. Es kann nicht anders sein. Die aktuelle Situation der niedrigen Inflation bei auskömmlichen Zinsen wird also nicht von Dauer sein. Positive Realzinsen (also ein positiver Zins nach Abzug der Inflation) werden dauerhaft nicht existieren.
Und das ist auch politisch so gewollt.
Um der Masse an kaum noch zu bändigenden Staatsschulden Herr zu werden, gäbe es nur massives Wirtschaftswachstum als Lösung – oder eben negative Realzinsen, bei denen die Inflation die Tilgungsleistung durch Kaufkraftverlust vollzieht.
Die Alternative, nämlich ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum oberhalb der Haushaltsdefizite, ist vollkommen unrealistisch.
Anleger sollten also akzeptieren, dass die Inflationsvolatilität, also die Schwankungsbreite der Inflation, fortan zunimmt und vor allem, dass 3%-5% Inflation Normalzustand sein werden. Die goldenen Zeiten der letzten 20 Jahre in denen wir konstant unter 2% Inflation lagen werden nicht dauerhaft zurückkehren.
Sie fragen sich vielleicht: Was hat das mit dem Wahlausgang zu tun? Mir ist es ein Anliegen, die grundsätzlichen Treiber darzulegen damit Sie noch besser erkennen können, wie in diesem Trump-unabhängigen Umfeld seine zu erwartende Politik schon verankerte Dynamiken festigen und teilweise beschleunigen wird.
Anders als bei temporärem Verhalten in Amtsperioden haben die vorgenannt dargelegten Verhaltensweisen und Einflüsse der Politik keine „kurzen Beine“ und werden uns dauerhaft begleiten.
Die genannten Entwicklungen sind für etlichen Menschen – speziell deutsche Anleger, die immer noch Zinspapiere lieben – bedrohlich und werden für weiteren Wohlstandsverlust sorgen, sofern Investoren nicht angemessen diese Dynamiken bei den Anlageentscheidungen berücksichtigen.
Falls Investoren die Zeichen der Zeit erkennen und entsprechend handeln, ist das beschriebene Szenario im Grunde genommen sogar recht angenehm. Das Risiko kurzfristiger, systemischer Katastrophen ist erheblich gesunken. Damit scheint es langfristig klar zu sein eine Aufstellung zu wählen, die es ermöglicht, die Inflation aufzufangen oder sogar von der Situation zu profitieren.
Zu erwartende Auswirkungen auf grundsätzliche Werttreiber
Unabhängig vom Wahlausgang sollten Anleger sich vor Augen halten, dass wir beim Investieren in anderen Zeiten leben als noch vor 15 Jahren, bei der letzten großen Finanzkrise.
Es gab in den letzten 20 Monaten 3 äußerst brisante Krisensituationen, die unmittelbar an den Finanzmärkten stattfanden.
- Die Pleiten mehrerer US Banken Anfang letzten Jahres
- Beinahe Pleite der Credit Suisse Bank
- Flash Crash an der Börse und im Währungsumfeld im August 24 – ausgelöst durch die japanische Notenbank
Und wenn Sie die Rückschau bis Anfang 2020 verlängern, gilt das sogar noch mehr, da wir dann sogar die Corona Pandemie und die ebenso geräuschlos gemeisterte Krise der Pensionsfonds in Großbritannien mit berücksichtigen können.
Wichtig für Investoren ist in diesem Zusammenhang, aus dem an den Tag gelegten Verhalten der Politik und Notenbanken die richtigen Schlüsse für eigene Investmententscheidungen zu ziehen.
Anfang letztes Jahr, als innerhalb einer Woche die Silicon Valley Bank defacto zahlungsunfähig wurde, hat man diese nicht nur gerettet, sondern auch alle Anlegereinlagen in unbegrenzter Höhe garantiert. Um eine Eskalation zu verhindern, hat die US Notenbank darüber hinaus innerhalb weniger Tage über 2 Billionen USD (wirklich Billionen – kein Übersetzungsfehler) Kreditlinie mit vorteilhaften Konditionen für Finanzinstitute bereit gestellt.
Die Credit Suisse hatte übrigens noch eine Woche vor deren Verkauf an die UBS bessere Bilanzkennzahlen als die Deutsche Bank – und trotzdem existiert das einst ehrbare Bankhaus inzwischen nicht mehr. Durch den rapiden Vertrauensverlust wurden zuletzt 20 Milliarden an Kundeneinlagen pro Tag bei der Credit Suisse abgezogen. Das verkraftet keine Bank. Die UBS war offenkundig gut vorbereitet und konnte mit über 200 Milliarden Liquidität und Garantien – die von Schweizer Steuerzahlern besichert waren – den Deal des Jahrhunderts machen und die Bank für etwas mehr als 3 Milliarden übernehmen. Das Eigenkapital der Bank lag zu dieser Zeit übrigens bei über 40 Milliarden.
Zu guter Letzt will ich noch kurz auf den August hinweisen, bevor ich darlege, warum es bedeutsam ist, zu verstehen und zu akzeptieren, welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen sind.
Die japanische Notenbank hatte eine erste Zinserhöhung vollzogen und weitere angekündigt. Das führte zu massiven kurzfristigen Turbulenzen an den internationalen Börsen, mit teils zweistelligen Kursbewegungen in kürzester Zeit und am japanischen Aktienmarkt sogar an einem einzigen Tag. Am Donnerstag der Folgewoche bereits knickte die Notenbank ein und ließ sinngemäß verlautbaren: „Wenn das so weitreichende Unruhe mit sich bringt, werden wir unsere Geldpolitik doch nicht restriktiver gestalten.“
Investoren in Sachwerte, Aktien und Private Equity sollten mithin profitieren.
Fazit:
Die von Trump zu erwartende Politik sollte schon bestehende Trends verstärken. Die Steuersenkungen fördern kurzfristig Unternehmensgewinne erheblich (es sind immerhin 10% in der Unternehmenssteuer), werden jedoch das Defizitloch im Haushalt größer werden lassen, was wiederum politisch motiviert, eine Inflationierung als Entschuldungsmaßnahme in Kauf zu nehmen.
Die zu erwartenden Zölle werden kurzfristig die inländischen Unternehmen unterstützen und ausländische Unternehmen animieren, in den USA zu investieren. Mittel- und langfristig wirkt es inflationierend und auf globaler Ebene eher destruktiv. Der Welthandel ist wesentlicher Treiber von dauerhaften Wohlstandsgewinnen.
Die zu erwartende „Großzügigkeit“ mit Haushaltsmitteln wird die Verschuldung beschleunigen und den Schuldenberg zusätzlich wachsen lassen. Kurz- und mittelfristig setzt das positive Impulse in der Wirtschaft und bei der Bevölkerung. Es macht die Rückführung der Schulden auf einem anderen Wege als durch Inflationierung jedoch unwahrscheinlicher.
Stefan Schrader
Kapitalmarktstratege
Hörtkorn Finanzen GmbH
Wichtige Schlussfolgerungen für Investoren und deren Investitionsentscheidungen
Unabhängig davon, wie „man“ die Rahmenbedingungen selbst empfindet, ist das Wichtigste doch, dass man Situationen so annimmt wie sie sind, das Gute in ihnen sucht und dann das Beste daraus macht.
Die neue Realität ist, dass ab Januar Donald Trump regiert und es relativ wahrscheinlich erscheint, dass er entsprechend der vorgenannten Prognosen agieren wird, was wiederum in den nächsten Jahren Konsequenzen nach sich zieht. Diese gilt es zum eigenen Vorteil zu berücksichtigen und wenn möglich auch zu nutzen. Vor allem der deutliche Wahlsieg gibt den Republikanern und Trump ein klares Mandat. Sollten die Republikaner nicht nur den Präsidenten stellen und den Senat beherrschen, sondern auch noch im Repräsentantenhaus eine Mehrheit erlangen (24 offene Sitze bedeuten zu dem Zeitpunkt, da dieser Text entsteht, noch ein Unentschieden), kann Trump sehr konsequent durchregieren, da die Republikaner dann alle drei Ebenen dominieren.
Da er nun seine zweite Amtszeit hat und es in den USA danach irreversibel unmöglich ist erneut zu kandidieren, werden die Projekte ohnehin konsequent angegangen. Politische Diplomatie ist nicht mehr notwendig, um Wählerstimmen zu sichern. Alle Präsidenten, die zwei Amtszeiten hatten, haben einen Großteil ihrer Errungenschaften in der zweiten Amtsperiode vorzuweisen.
Wenngleich es für mich als Europäer ziemlich verstörend ist, dass jemand wie Donald Trump in derart machtvolle Positionen kommen kann, akzeptiere ich als Investor ganz unemotional die Rahmenbedingungen und erkenne ein Umfeld für Investmententscheidungen mit relativ viel Planungssicherheit für die Trends, die bei langfristigen Anlageentscheidungen von Bedeutung sind.
Die USA sind wirtschaftlich unglaublich stark und es spricht vieles dafür, dass es so bleibt. Aufgrund der aktuellen Schwächen in China und Europa ist es umso mehr anzunehmen, dass die USA ihre Dominanz der wirtschaftlichen Prosperität ausbauen. Das gilt umso mehr, da die USA das Zentrum der globalen Finanzmärkte sind, fast 70% allen weltweit angelegten Aktienkapitals in US Unternehmen ist, die USA den mit Abstand bedeutendsten Immobilienmarkt weltweit haben und zudem die US-Dollar Dominanz noch länger anhalten wird, als es sich manche vorstellen können.
Für Europa und speziell Deutschland sollte es wohl ungemütlicher werden in den nächsten Jahren. Wir sind in den Augen von Trump entscheidungsschwach, wirtschaftspolitisch dysfunktional und zudem hatte schon Dr. Angela Merkel Herrn Trump durchaus spüren lassen, wie man über ihn denkt. Die öffentliche Positionierung der deutschen Politik gegenüber Trump in den letzten Monaten konnten wir alle medial verfolgen. Der zukünftige US Präsident wurde keineswegs umgarnt und wird sicherlich nicht wohlgesonnen in die Gespräche für „Deals“ mit Deutschland gehen.
Es spricht einiges dafür, dass die USA bis auf weiteres ihre wirtschaftliche Dominanz festigen, wenn nicht sogar ausbauen werden. Umso mehr gilt das vor dem Hintergrund der jüngsten Entwicklungen in der sich nun auflösenden deutschen Regierung. Es macht demnach besonders viel Sinn für Investoren, bei Investments global zu agieren und Chancen auch außerhalb Deutschlands zu suchen.
Ich hoffe, dass Sie einige Impulse aus meinem Statement mit nehmen können, die Ihnen eine Unterstützung sind, auch weiterhin gute und dauerhaft funktionierende Anlageentscheidungen zu treffen.
Herzlichst
Ihr Stefan Schrader
November 2024
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