Finanzen verstehen:

„Die Zeiten risikoloser Zinsen sind für immer vorbei.“

Eine Zeit lang konnte man sich der Illusion hingeben, dass Zinsen oberhalb Kosten und Inflation ohne Risiko dauerhaft funktionieren. Bis zu 4 % Garantiezins gab es bspw. bei Kapitallebensversicherungen. Das waren allerdings auch Zeiten, in denen die Renditechancen zweistellig waren für alle, die Risiken selbst und bewusst einzugehen bereit waren. Sowohl zweistellige Renditen als auch Garantiezinsangebote sind inzwischen Geschichte. Sie wissen, warum.

Jetzt haben wir den Nullzins, der für voll liquide Cash-Positionen teils schon ins Negative geht. Und das wird auch auf absehbare Zeit so bleiben. Die spannende Frage für Anleger, die auch jetzt eine Zielrendite nach Kosten oberhalb der Inflationsrate anstreben, lautet: Wo liegen in der aktuellen Krise die Chancen? Denn die gibt’s immer.

Das „Witzige“ an der Sache ist, wenn Sie uns diesen umgangssprachlichen und hier ironisch gemeinten Ausdruck gestatten, dass die Nullzinspolitik für eine „gesunde“ Inflation sorgen soll, die von der EZB für die europäischen Länder und deren Volkswirtschaften um die zwei Prozent p.a. positioniert wird. Nun, die Inflation ist längst da. Man sucht sie allerdings im klassischen Warenkorb oftmals vergeblich. Sie hatte sich die letzten Jahre schon verlagert, vor allem in Sachwerte.

Vermögensinflation wird zunehmen

Schon vor der Corona-Krise kursierte unter Experten der Begriff der Vermögensinflation. Auch wir hatten das in einem früheren Newsletter bereits zum Thema. Vermögensinflation bedeutet, dass die Preise für Investitionen in Sachwerte stark ansteigen. Das war vor der Corona-Krise ja an einigen Stellen bereits offenkundig. Denken Sie beispielsweise nur an die stark gestiegenen Baukosten der letzten Jahre, welche wiederum dazu beitrugen, dass Neubauimmobilien in der Zeit von 2004 bis 2018 an den Top-7-Standorten in Deutschland um satte 110 % teurer wurden. Wenn das nicht inflationär ist, was dann?

In den kommenden Monaten rechnen fast alle mit einem Preisrückgang am Immobilienmarkt, wir auch. Ist die Vermögensinflation also nun krisenbedingt weg, womöglich für immer? Oder kommt sie jetzt erst so richtig in Fahrt? Was glauben Sie?

Dazu Axel Hermann: „Dass auch der Immobilienmarkt kurzfristig unter Druck gerät und dass mit Preisabschlägen gerechnet werden muss, bezweifelt kaum noch jemand ernsthaft. Die wichtigere Frage ist: Was kommt danach? In der Zeit nach der Corona-Krise rechnen wir mit Preisanstiegen für Immobilien, die die Entwicklung der letzten Jahre nochmal in den Schatten stellen könnten.“

Der Grund für diesen Trend ist unter anderem die fortgesetzte Nullzinspolitik, die schon seit einigen Jahren Anleger verstärkt in Sachwerte zieht. Durch die Erfahrungen in der Krise wird der Trend noch stärker werden. Die „Flucht in Qualitäts-Sachwerte“, die unseres Erachtens nach sehr nachvollziehbar und vernünftig ist, wird zunehmen.