Eintrübung der Zukunftserwartung – Rückgang von Bewertungen

Eine historische Rally

Für Investitionen spielt die Zukunftserwartung eine entscheidende Rolle. Je positiver diese sind, desto investitionsfreudiger zeigen sich z.B. Unternehmen. Mit eigenen Indizes wie beispielsweise dem ifo-Geschäftsklimaindex werden daher solche Erwartungen messbar und vergleichbar gemacht. Die Indizes basieren ihrerseits auf Fakten wie Auftragseingang, konkreten Investitionsvorhaben, erwarteten Kreditausfällen etc.

Interessant ist, dass diese Erwartungshaltungen unmittelbar auf die Bewertungen von Investments und Assets durchschlagen: Wer auf Jahre hinaus mit einer guten Entwicklung rechnet, könnte – um ein konkretes Beispiel zu nennen – möglicherweise schnell bereit sein, das 15-fache des Jahresergebnisses für den Zukauf eines verheißungsvollen Unternehmens auf den Tisch zu legen, oder auch die 30 bis 40-fache Jahresmiete einer Immobilie.
Bei gegenteiliger Zukunftserwartung, also etwa dem Kalkül mit einer Rezession, wird der gleiche Investor sein Geld für die gleichen Investmentmöglichkeiten voraussichtlich deutlich stärker zurückhalten.

Hinzu kommt die gestiegene Furcht vor Risiko. Im großen Bereich außerbörslicher Unternehmensbeteiligungen bedeutet das für die etwas riskanteren Segmente des Venture Capital und solcher (meist kleinerer) Vorgänge wie etwa Buy-and-Build-Strategien, dass die Nachfrage enorm abnimmt. Aus dem Zusammenhang von Angebot und Nachfrage folgert, dass bei sinkender Nachfrage die Preise/Bewertungen für das Angebot ebenfalls deutlich zurückgehen.

Für die großen Value-Unternehmen ergibt sich nicht selten geradezu das Gegenteil: Sie gelten vielen Anlegern als sicherer Hafen in Krisenzeiten, die Nachfrage steigt, und damit die Preise bzw. die Bewertungen.

Auf den ersten Blick würde man vielleicht denken, dass es sich dabei um (reine) Vermutungen handelt. Die betriebs- und volkswirtschaftliche Forschung unterstreicht solche Prognosen und Entwicklungen allerdings mittlerweile mit validen Rechenmodellen.